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Jene natienale Eifersucht, die einst den Mönch Otfrid zum
Dichter machte (oben S. 34), beseelt auch ihn. Sollen die Italiener
allein den Ruhm humaner Bildung behaupten? Sollen sie uns
Barbaren schelten dürfen? Rein, laßt uns mit ihnen wetteifern,
laßt es uns ihnen gleich thun. Reformiren wir die Schulen, räumen
wir auf mit dem alten unpraktischen Wuste, lehren wir nach einer
vernünftiger faßlichen Methode, lehren wir was nütztlich it und
zur Hebung der Sittlichkeit beiträgt.
In diesem Sinne liefert Wimpheling Handbücher des lateinischen
Styls, Anleitungen zur Metrik, Anweifungen für den Lehrer, mora-
lische Anthologien für den Schüler, Vorschriften über das Studium,
insbesondere für angehende Theologen, deren Beruf ihm noch unter
allen am hächsten stand. Sämmtliche solche Bücher wurden in
Schulen viel gebraucht.
In diesem Sinne hat er als Freund und Lehrer der Jugend
gLegen mittelalterliches Unwesen gekämpft, die Macht der Pissteschaft
brechen helfen und den Fortschritt befördert.
FIn diesem Sirnne bemüht er sich vereint mit Kussereberg die
Gründung eines Gymunasiums in Straßburg durchzusetzen, das aber
erst die von ihm sd gehaßte Reformation wirklich ins Leben rief.
In diesem Sinne endlich suchte er Geistesgenossen und Gleich-
strebende zusammenzuhalten und gründete litterarische Kränzchen zu
Straßburg und Schlettstadt, die für den persönlichen Austausch und
die gegenseitige Förderung unter den Männern der Wissenschaft nur
segensreich wirken konnten. Hier concentrirte sich der elsässische
Humanismus. Fast Alles, was das Land an bedeutenden Gelehrten
besaß, stand mit Wimphelings Gesellschaften in Verbindung: theils
ältere, theils jüngere Männer, theils Alters= und Gesinnungsgenossen
Wimyhelings, theils eine neue vorgeschrittene Generation.
Schon blühen die Studien; an den benachbarten universttäten,
in Basel, Freiburg, Heidelberg sind vielfach Elsässer thätig: und seit
vollends im Jahre 1514 Erasmus von Rotterdam, der be-
rühmteste Humanist diesseits der Alpen, in Basel seinen Wohnsitz auf-