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als ein Jahrhundert haben die fränkischen Könige selbständige Herzoge
vom Elsaß, Herzoge der Elisassen, d. h. der fremden Bewohner
unter ihrer Oberherrlichkeit bestehen lassen und eingesetzt.
So bildete sich unter fränkischer Herrschaft der historisch-
geographische Begriff des Landes, welches zwar vom „ fremden
Stamme“ bewohnt war, aber durch ein inniges Band mit der
großen Monarchie zusammenhing, welche die Merovinger und Kare-
linger beherrschten. #
Herzog Eticho und zwei Söhne, Adalbert und Liutfried, re-
gierten fast ein Jahrhundert lang das Land, welches durch seine
Lage, zwischen einem großen Strom und einer starken Gebirgskette,
mehr als ein anderes geeignet war die germanische Eigenart aufrecht
zu halten und zu entwickeln. Auf dem festen Boden eines großen
geschützten Staatswesens hat der kernige Stamm in wenigen Jahr-
hunderten einen Garten hoher Cultur geschaffen, den ein Dichter
des neunten Jahrhunderts mit hohem Entzücken preist und elsässische
Gelehrte des dreizehnten wie des sechzehnten mit dem höchsten Stolze
echten deutschen Heimatgefühls schildern. «
Das Zeitalter dieser einheimischen Herzoge aus Eticho's Stamm
(600—700) war durch die höchste Entwickelung des Christenthums
bezeichnet. Es ist die Epoeche des mittelalterlichen Lebens, wo die
deutschen Stämme mit ganzer Inbrunst dem neuen Gottesglauben
ihre Seele weihten, wo jeder Tag neue Schöpfungen kirchlichen
Geistes brachte, wo die großen Klöster des Elsaß entstanden, welche
von Eticho und seinen Söhnen so reich bedacht wurden. Welche
Erscheinung, wenn man sieht, wie die freiheitsstolzen alemannischen
Männer mit Frauen und Kindern in die Dienste der Kirche treten
und als höchstes Ziel ihres Lebens betrachten, den Gotteshäufern
unterthan zu werden. Zu einer Tochter jenes Eticho macht die
Legende auch die heilige Ottilie, deren rührende Geschichte sich in
das Gedächtnis frommer Menschen an den verschiedensten Orten
einprägte und zu reicher gewissermaßen concurrirender Verehrung
Anlaß gab. Vier Stunden unterhalb Schlettstadt liegt der Ottilien-