Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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für hundert Jahre ihre Freiheit noch gerettet. Denn die besetzten 
Städte Metz, Toul, Verdun sind niemals wieder von den Franzosen 
aufgegeben worden. 
Am 3. Mai kam König Heinrich mit gewaltiger Macht nach 
Zabern. Von eigentlicher thatsächlicher Hilfe, die Moriz von Sachsen 
und seine Verbündeten erhalten hätten, war kaum mehr die Rede. 
Man hatte verabredet, daß der König in Deutschland Landsknechte 
werben und den Verbündeten zur Verfügung stellen werde. Der 
Markgraf von Culmbach hatte immer gehofft mit französischem 
Gelde an die Spitze eines gewaltigen deutschen Heeres treten zu 
können. Von alledem war nichts erfolgt. Der König erklärte, mit 
seinen Truppen über den Rhein kommen zu wollen, und wünschte 
von Straßburg nichts geringeres, als freien Durchzug durch das 
„Thor des Reichs“. 
Wo waren die Träume hingekommen, als werde der Franzmann 
dem deutschen Protestantismus nützen? Den Schlüssel zu der pro- 
testantischen Stadt begehrte er, mit dem Bischof Erasmus aber ver- 
trug er in Zabern sich gut und war wol weit entfernt, die Geist- 
lichen zu beschädigen, die selbst in dieser großen Noth ihr altes 
verroftetes Recht der Steuerfreiheit dem Rathe von Straßburg gegen- 
über mit ängstlicher Sorgfalt bewachten. Als Heinrich II. die An- 
frage über den gewünschten Durchzug nach Straßburg schickte, war 
man rasch entschieden, auf jede Gefahr ihn zu verweigern, aber Sturm 
und Sleidan gingen in Gesandtschaft zum Könige, um alle Unter- 
stützung einer neutralen Macht mit Lebensmitteln für das Heer zu- 
zusagen. Auch ward der König eingeladen, persönlich mit vierzig 
Rittern die Stadt zu besuchen. 
Bemerkenswerth genug, daß die Franzosen dennoch einen Versuch 
nicht unterließen, die Stadt durch listige Ueberrumpelung gerade bei 
dieser Gelegenheit zu gewinnen; aber die Versicht Straßburgs und 
seine Kanonen vereitelten den Anschlag. Der König mußte, wie 
verabredet, mit kleinem Gefolge in die Stadt einreiten und ließ sich 
von dem Rath bewirthen. Schamräthe darüber, daß er mitten unter