Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

234 
Religionssriedens nicht befriedigen. Die Abgesandten auf dem Augs- 
burger Reichstag hatten sich alle Mũhe gegeben den Städten das 
gleiche Recht der Selbstbestimmung, dieselbe Macht zu reformiren, 
wie sie die anderen weltlichen Reichsftände davon trugen, zuzuwenden. 
Ihre Meinung war nicht durchgesetzt werden. Und dazu kam, daß 
durch den „)geistlichen Vorbehalt", den man zu Augsburg festgestellt, 
jede Hoffnung das Bisthum Straßburg jemals dem Protestantismus 
zuzuwenden, abgeschnitten wurde. 
So zog sich denn auch nach dem Religionsfrieden zwischen der 
Stadt und dem Bischof ein böser Streit durch vier Jahre hin, bis 
der letztere sich entschloß, den verlornen Posten aufzugeben, als die 
Stadt den Vertrag kündigte, den sie zur Zeit des Interims über den 
Besitz der Hauptkirchen mit ihm geschlossen hatte. Die Schirmbriefe, 
welche nach dem Jahre 1559 der Stadtrath von Straßburg der 
bischöflichen Geistlichkeit gegen eine besendere Schutzsteuer von zehn 
zu zehn Jahren ertheilte, erstreckten sich nicht auf ihren Gottesdienst 
und nicht auf ihre Confession, sondern lediglich auf die Personen 
und das Eigenthum. So blieb Straßburg eine ausschließlich pro- 
testantische Stadt bis zur Zeit, wo die Franzosen zur Herrschaft 
kamen. Im übrigen Elsaß aber hatte der Religionsfriede von 
Augsburg das Nebeneinanderbestehn von katholischen und protestan- 
tischen Gemeinden und Ständen ermöglicht, und auch in den Reichs- 
städten waren beide Confessionen rechtlich anerkannt. 
Es war doch ein Abschluß von ungeheurer Wichtigkeit in einer 
Frage, die mehr als ein volles Menschenalter das ganze deutsche 
Volk in seinem tiefsten Geiste aufgeregt hatte, und von deren 
geschichtlichem Dasein kein deutsches Herz, für welche Seite auch 
sich seine Sympathien entschieden, seit jener Zeit mehr albzusehn 
vermochte. Wenn man aber die Geschichtsbücher in Betracht zieht, 
welche über diese großartige politisch kirchliche Entwickelung von 
Zeitgenossen im großen, ja im größten Style abgefaßt wurden, so 
werden wir noch einmal nach Straßburg zurückgeführt, wo diese Zeit 
in Thaten wetteiferte mit allen Gauen Deutschlands, wo aber auch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.