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gegenüber war es nun die Schule in ihren besten Vertretern und
die in Straßburg anwesenden Fremden, welche die Tradition der
ersten Reformationszeit, die Gesinnungen Jacob Sturms und Butzers
festhielten. "
.Aus diesen Gesinnungen war seinerzeit das ganze Straßburgische
Schulwesen entsprungen.
Wir erinnern uns, wie sich Butzer, Capito, Hedio auf Jacob
Sturms Betrieb zu einer höheren Lehranstalt verbanden (S. 194).
Diese wurde zu Anfang der dreißiger Jahre vervollständigt: das
Griechische und Hebräische, die Mathematik und andere Gegenstände
fanden Vertretung. Die Professoren der Hochschule wurden Mit-
Flieder des Stiftes St. Thomas und ihre materielle Lage dadurch
beträchtlich verbessert. Aus dem Wilhelmerstift machte man ein
Alumnat für arme Schüler. Unter Theilnahme der schwälischen
Städte wurde eine Reihe von Stipendien für die Bildung künftiger
Prediger errichtet. Jacob Sturm legte 1531 den Grund zur Stadt-
bibliothek.
Straßburgs Gastfreundschaft gegen Verfolgte aus Italien,
Frankreich, Spanien kam dem Unterrichtswesen zu Gute. Ein so
ausgezeichneter, weithin einflußreicher Theologe, wie der Italiener
Peter Martyr Vermigli lehrte mit mehreren anderen Landsleuten an
der Hochschule und wurde Canonicus zu St. Thomas. Die berühmten
französischen Rechtslehrer Franz Hotoman (einer der Urheber der
Theorie der Volkssonveränität), Franz Balduin, Dionysius Getho-
fredus u. A. vergalten die Freistätte, die man ihnen bot, ebenfalls
durch öffentlichen Unterricht, den sie ertheilten. Die Zahl der fran-
zösischen Religionsflüchtlinge war im Jahre 1538 so bedeutend, daß
der Rath auf Butzers Vorschlag ihnen einen eigenen Gettesdienst
und Prediger bewilligte: und der erste, der dieses Amt versah, war
kein geringerer als Calvin selbst, der drei Jahre lang in Straßburg
wohnte, Vorlesungen unter großem Beifall alhielt, eine sehr bedeu-
tungsvolle litterarische Thätigkeit entfaltete, im Auftrage der Stadt
sich an allen kirchlichen Verhandlungen betheiligte und überhaupt
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