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(1497), das Feldbuch der Wundarznei vot# Hans von Gersdorff
(1517), die „chirurgischen Experimente und Salben“ des Gregorius
Flüguß (1518) legen von dem Geiste treuer Naturbeobachtung und
einfachen Heilverfahrens Zeugnis ab, der hier früher als im übrigen
Deutschland einzog. Es wurde damit ein höchst mangelhafter, ja
unleidlicher Zustand beseitigt. Man erzählt, daß König Mathias
Corvinus von Ungarn tretz großer Belohnungen, dee er versprach, erst
nach vier Jahren schmerzlichen Suchens einen Chirurgen fand, der
ihm eine alte Wunde heilte: dieser Wundarzt war ein Elsässer.
Im sechszehnten Jahrhundert begegnet uns an der Straßburger
Hochschule der Freund Johannes Sturms und ehemalige Leibarzt
Franz des Ersten, Johann Winther von Andernach (geb. 1487, gest.
1574), der Frankreich gerade wie Sturm wegen der Religionshändel!
verließ und sich um Wiederbelebung, Bekanntmachung, Uebersetzung
und Commentirung griechischer Aerzte das größte Verdienst erwarb:
auch in der Medicin bewährt Straßlurg den Charakter der classi-
schen Renaissance.
Havenreuter, Vater und Sohn, nennen, die ebenfalls in Straßburg
wirkten und zu den angesehensten Praktikern der Zeit gehörten. Von
Sebald Havenreuters (1508—1589) Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit
und Uneigennützigkeit wußte man gar nicht Rühmens genug zu
machen. Und sein Sohn Ludwig (1548—1618) war nicht bloes ein
geschickter Arzt, dem sehr glückliche Curen gelangen, sondern auch
ein vielseitiger Gelehrter, den seine lobverschwendenden Zeitgenossen
mit maßloser Uebertreibung den zweiten Aristoteles und zweiten
Hippokrates nannten, der von Deutschland, Frankreich, Italien, Eng-
land und Spanien angestaunt werde.
Wenn wir ferner die ältesten „Väter der Botanik“ im Elsaß
finden, wenn Otto Brunfels in Straßburg (1 1534), Hieronymus
Bock zu Hornbach im Wasgau lebte (1 1554), wenn Tabernämon=
tanus in Bergzabern geboren war (1 1590): se können wir nicht
umhin uns zu erinnern, daß der Gartenbau im Elsaß von lange