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reformirte Kirche zum Ansturm gegen die Kaisermacht führte, war
es ein Straßburger Bischof, der am zähesten zu jenem Heinrich IV.
hielt, den man den Märtyrer von Canossa nannte. Werner II.,
ein Graf von Achalm, erlebte die furchtbarsten Jahre des Investitur-
streits in Deutschland (1005.— 1079). Des Papstes Bann ver-
mochte nicht, ihn seinem Kaiser abtrünnig zu machen, gegen all die
fürstlichen Gegner Heinrich's hat er im Elsaß das Feld behauptet,
bis er unter den Verwünschungen der kirchlichen Eiferer starb. Es
kann kein Zufall sein, daß auch die Nachfolger im Bisthum dieselbe
Politik verfolgten; wol mag der kaiserliche Sinn, der in der Be-
völkerung lebte, Einfluß gewonnen haben auf die Leiter der Straß-
burger Kirche. Mit klarem Sinne haben diese Elsässer die Pläne
der deutschen Fürsten durchschaut, welche unter dem Deckmantel
kirchlicher Reform und ausgestattet mit dem Segen des anspruchs-
vellen Priesters von Rom nichts anderes wollten als die Macht des
Kaisers schwächen und das stolze Reich der Deutschen zerstückeln.
Die Macht der Fürsten aber war es nie, welche im Elsaß Wmrzel
schlug, hier war man immer abgeneigt dem kleinen Treiben der
kleinen Souveräne, die sich Herzoge nannten; stets fand die Idce
des Reichs im Elsaß ihre aufrichtigsten Vertheidiger, in allem Mis-
geschick blieb Elsaß seinen Kaisern treu. Die eigenen Landesherzoge
ven Schwalen und Elsaß waren erst von jenem Augenblicke geliebt,
wo aus dem Geschlecht der Staufer die Träger der deutschen Krone
hervorgegangen waren und unter dem Schutze dieser staufischen Kaiser
ein neues Zeitalter städtischer Entwickelung dem guten treuen Reichs-
land aufgeblüht war.