Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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1601 hatte die Gesellschaft an Wolfhart Spangenberg einen für 
seine Jeit hervorragenden Dichter gewonnen, der nachher während eines 
Jahrzehnds etwa die fruchtbarste litterarische Thätigkeit entwickelte. 
Magister Wolfhart Spangenberg war ein gelehrter Theo- 
loge, sehr fromm und sehr bibelfest, ein Kenner des classischen Alter- 
thums, aber auch ein Kenner der vaterländischen Geschichte und der 
alten einheimischen Poesie, die man soeben aus vergilbten Perga- 
menten wieder zu enträthseln begann, kurz ein Mann von der viel- 
seitigsten Bildung, der es aber nicht verschmähte, sich in den drama- 
tischen Formen des Hans Sachs an das Volk zu wenden, um es durch 
Unterhaltung zu belehren und zu einem gottgefälligen Leben anzuleiten. 
Selten hat er so harmlose Possen gemacht wie sein „Glücks- 
wechsel“ eine ist. Drei mit ihrem Stand unzufriedene Leute, ein 
Bauernbursche der Landsknecht, ein Landsknecht der Hfaffe, ein Pfaffe 
der Bauer werden will, begegnen einander und errichten einen Bund, 
bei dem die beiden Gescheiten — der Pfaffe und der Landsknecht — 
den dummen Bauer prellen wollen, aber durch allerlei Verwickelungen 
selbst ihr Geld verlieren, das auf die rechtmäßigste und unschuldigste 
Weise dem ehrlichen Bauer zufällt, ohne daß er selbst irgend etwas 
gethan, um ihnen das Ihrige zu nehmen. 
Anspruchsvoller ist ein ähnliches Thema in „Wie gewonneg, so 
zerronnen“ behandelt. Ein Wüstling, Namens Spielkunz, schwindelt 
in der Maske eines Edelmanns dem alten Wucherer Reichhart 
200 Kronen ab. Des Erfolges froh, hat der Betrüger nichts eili- 
geres zu khun, als auf das Land hinauszugehn und sich einen tüch- 
tigen Rausch zu trinken. Taumelnd und lallend kommt er auf die 
Straße, fällt nieder, schläft ein und verliert beim Aufstehen, confus 
und schlaftrunken wie er ist, die erbeutete Geldtasche, welche ein 
Bauer Namens Frommann findet, ein armer einfältiger aber sehr 
Fottesfürchtiger alter Knabe, der von seiner Frau jämmerlich gescholten 
und gequält und sogar zum Schulbesuch gezwungen wird, wo er 
lesen und schreiben lernen und sich zu einem Amt befähigen soll. 
Das Hauptinteresse ruht nun auf der Scene, wo der gute From-
	        
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