Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Den Grund des Uebels erblickt er in der Ausländerei, in der 
Macht, welche insbesondere das Franzosenthum in Sitte, Sprache, 
Anschauung erlangt hatte. „Ich glaube — sagt er — wenn man 
eines neusüchtigen Deutschlings Herz öffnen und sehen sollte, man 
würde augenscheinlich befinden, daß fünf Achtel desselben französisch, 
ein Achtel spanisch, zwei Achtel italienisch und ein Achtel, doch nicht 
wohl, deutsch daran sollte gefunden werden.“ Die eindringende 
fremde Cultur hat einen sehr ernsten politischen Hintergrund gerade 
für das Elsaß. Und wie man sich zu allen Zeiten, in denen äußere 
Vergewaltigung drohte oder schon auf uns lastete, gern an die Ge. 
schichte wendete und sich an alter angeblicher Germanenherrlichkeit 
erbaute, so war es auch bei Moscherosch, der (wie sich bald zeigen 
wird) seine Zeitgenossen vor den Richterstuhl der Vorfahren citirt. 
Moscherosch schreibt eine ziemlich trockene, selten rhetorisch oder 
humoristisch gefärbte Prosa, welche auch durch dichterische Bruchstücke 
in verschiedenen Sprachen zwar bunter aber nicht belebter werden 
kann. Nur wo er Selbstgeschautes schildert, wo er Zustände der 
Zeit vorführt, da bewährt er mit Erfolg den Grundsatz, den er ein- 
mal aufstellt, er giebt jedem Ding seine natürliche Farbe, er zeichnet 
wahr und eindringlich treue Abbilder der Wirklichkeit. 
Moscherosch Hauptwerk sind seine „Strafschriften“ oder „Wun- 
derliche und wahrhaftige Gesichte Philanders von Sittewald“, welche 
im Jahre 1642 vollendet wurden, den größten Beifall erhielten und 
vielfache Nachbildung erfahren haben. 
Es ist ein Buch von ungleicher Ausführung und ungleichem 
Werth. Zur Hälfte finden wir Bearbeitung eines spanischen Werkes, 
das in der Einkleidung von Traumgesichten ein satirisches, sehr 
allgemein gehaltenes Weltbild entrollte. Im übrigen finden wir 
Schilderungen aus dem Soldatenleben des dreißigjährigen Krieges 
von erschreckender Wahrheit — Schilderungen aus einer Gesellschafts- 
sphäre, deren Leben sich in die Worte zusammenfassen ließ: „Die 
Erde ist mein Bett, der Himmel meine Decke, der Mantel mein 
Haus, der Wein mein bestes Leben“ — Illustrationen des Satzes,
	        
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