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Stadt von nichts anderem singe und jage, als von der Herren Fünf-
zehner bösem Haushalten.
So waren die Verhältnisse in Straßlurg, im Elsaß überhaupt,
als die französische Monarchie von der Hand Richelieus gelenkt
wurde. Ludwig XIII. und sein gewaltiger Minister befanden sich
auf dem Zuge gegen Mantug, als sie Nachrichten von den Wirkungen
des Restitutionsedikts Kaiser Ferdinands II. erhielten. Der fran-
zösische Geschäftsträger in Straßburg, Zingelsheim, war der Mei-
nung, daß die Zeit gekemmen sei, wo eine Summe Geldes unter
die lockern Verhältnisse der alten Reichsstadt geworfen, nicht ohne
Vortheil bleiben könnte. Ludwig XIII. ließ die Straßburger ver-
trösten, aber man muß es daneben erstaunlich finden, in welche
Dinge die französische Regierung sich einmischte. Da findet sich, daß
die pretestantischen Unterthanen von Straßburg der Abtei von Has-
lach die Zehnten verweigern und der König von Frankreich wandte
sich nicht ohne energische Mahnung an den Straßburger Rath, denn
der Abt von Haslach hatte seinen Schutz angesprochen. Man sieht,
wie diese Politik sich gleich blieb: Stets in der einen Hand das
drohende Schwert, in der anderen die Süßigkeiten französischer
Schutzherrlichkeit, Freundschaft und Freiheit.
Die Schwedenkriege
Zunächst hielt Richelieu die Zeit noch nicht für gekommen, um
selbst in den deutschen Krieg einzugreifen, er setzte andere Mittel in
Bewegung, um den Krieg in Deutschland fertzuspinnen. Als Gustav
Adolf im fernen Norden landete, so ahnte wol niemand, daß das
schöne Elsaß auch. für die Schweden einer der vorzüglichsten Kriegs-
schauplätze werden würde. Aber nachdem Gustav Adolf im Sieges-
laufe Norddeutschland durchzogen, alle protestantischen Reichsstände
zu einem Bund vereinigt und die katholisch kaiserliche Macht bei
Leipzig besiegt hatte, wandte er sich nach Franken, besetzte die ka-
tholisch gebliebenen Bisthümer, welche das protestantische Deutsch-