Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Es war am 19. Dezember 1638, als der Held von Weimar 
in Breisach einritt; nicht ohne Mitleid nahm er das Elend der Be- 
völkerung wahr, und da er mit Verwunderung sah, daß der Com- 
mandant der abziehenden Garnison noch 60 gute Pferde mit sich 
führe, ließ er ihn hart genug an, weil er Bürger und Soldaten, beson- 
ders aber die Gefangenen, sich selbst aufessen oder Hungers hätte 
sterben lassen. 
Der Plan des Weimarer Herzogs konnte zunächst als gelungen 
betrachtet werden. Die Franzosen hatten ihm vertragsmäßig den 
erb- und eigenthümlichen Besitz der Landgrafschaft Elsaß zugesagt. 
Auch der Breisgau war in seinen Händen. Wenn es überhaupt noch 
eine Form gab, in welcher das alte Reichsland bei dem Reiche zu 
erhalten war, so war es das neue Fürstenthum Bernhards von Wei- 
mar. In Straßburg begann man auch wol die Bedeutung des 
Sachsen für die Selbständigkeit des Landes zu erkennen. Die Be- 
ziehungen zu Bernhards Regierung wurden intimer und häufiger als 
biöher, so daß es Richelien gefährlich fand, die beiden Mächte fester 
und fester ineinander verwachsen zu lassen. 
Die politische Lage von Straßburg zeigte sich hoffnungslos, 
wenn man die Blicke auf die Zustände des elsässischen Landes rich- 
tete. In Benfelden herrschten die Schweden, in Ensisheim und 
Breisach der Sachsenherzog, in Zabern und Hagenau die Franzosen. 
Die deutsche Reichsgewalt war seit Februar 1637 in den Händen 
Ferdinands III., welcher bei seinem Bestreben die ssterreichische Herr- 
schaft im Elsaß wieder herzustellen wenig Rücksicht auf die Reichs- 
städte nahm. In Straßburg war man mehr als jemals auf sich 
selbst gewiesen, und doch zeigte sich eine reichsstädtische Politik, wie 
sie das Mittelalter kannte, völlig unhaltbar. Die Notwendigkeit 
eines unbedingten Anschlusses an eine der großen Mächte trat immer 
mehr hervor, aber gerade darüber waren die Parteien mit sich selbst 
zerfallen und in bittern Haß gerathen. Es gab in der guten Stadt 
Straßburg Männer, die den Anschluß an das Reich predigten, wie 
Herr Imlin, und die Frage nicht zu beantworten vermochten, wo das
	        
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