Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Truppen landeten, vergnügt über das vollbrachte Werk, in der 
Wanzenau und marschirten durch das Straßburgische Gebiet nach 
Breisach zurück. Die Pasquillensüchtige Zeit mochte in der That 
in diesen Ereignissen einen reichen Stoff für die Satire gegen den 
weisen Stadtrath von Straßburg finden, der vom hohen Münster- 
thurm das Werk der Zerstörung besah und seinen Mangel an Vor- 
sichtsmaßregeln zu beklagen reichliche Muße hatte: Denn wie die 
Sachen standen, so mußte der Rath den Streit um jeden Preis 
vermeiden; hatte doch die Wache bei der kleinen Zollschanze den Auf- 
trag erhalten nicht einen Schuß auf die Franzosen abzufeuern, weil 
dies von dem allmächtigen König von Frankreich leicht als Bruch 
der Neutralität gedeutet werden konnte. 
Alles, was der Rath thun konnte, war, sich an den König 
einerseits und an Kaiser und Reich andererseits mit diplomatischen 
Schriften zu wenden. Aber der Regensburger Reichstag war schon 
lange gewöhnt, auf die breiten Rücken seiner Staatsmänner Acten 
dieser Art gewälzt zu sehn, ohne das es ihm große Beschwerden ver- 
ursachte, und der König von Frankreich war nicht gewillt, diese 
günstige Gelegenheit vorbeigehn zu lassen, ohne den Straßburgern 
zu zeigen, wer der Herr der Situation sei. Vielmehr sollte die 
Stadt noch erfahren, daß ihr altes schönes Vorrecht, Hüterin des 
Rheinpasses zu sein, bereits in schnödester Weise ihren Händen ent- 
fallen sei. 
Die Straßburger hatten den kühnen Schritt gewagt, gegen den 
Willen der französischen Kriegsleitung die Brücke wiederherzustellen 
und nun geschah es ihnen, daß die Brücke zum zweitenmal nicht 
wieder durch Kriegslist, beseitigt wurde, nein, der Stadtrath wurde 
gezwungen, dieselbe sofort mit eigenen Mitteln abzutragen. Die 
furchtbare Aufregung, welche in Straßburg unter den Bürgern ent- 
stand, als der Befehl des Königs demütig ausgeführt wurde, läßt 
erkennen, daß man die Bedeutung des Moments nur zu deutlich. 
begriff. Es war nicht sowol die Thatsache, daß die Brücke dem 
Handel und Verkehr entzogen wurde, als vielmehr das beschämende
	        
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