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Sammlungen und Beobachtungen gestützt, daß seine Arbeiten noch
heute unbeftrittenen Werth behalten.
In andere und doch verwandte wissenschaftliche Regionen führt
uns die Betrachtung eines Mannes, der dem Elsaß nicht durch Ge-
burt angehört, aber vielleicht mehr als irgend jemand sonst gethan
hat, um diese Landschaft als Historiker zu verherrlichen, die Be-
trachtung Johann Daniel Schöpflins (1694—1771).
Der Schwarzwald, die Vogese,
Sie sehn si fründli an;
E nochberliches Wesel
Sie sind si zuegethan —
so kann Schöpflin als der persönliche Ausdruck dieser Zusammen-
gehörigkeit beider Rheinufer betrachtet werden. Im Badischen ge-
boren, in Basel und Straßburg gebildet, hat er seine praktische
Wirksamkeit an der elsässischen Universität gefunden. Aber seine
wissenschaftliche Thätigkeit vergaß das Geburtsland nicht. Er hat
neben seinen Forschungen über die Geschichte des Elsasses auch zu
einer badischen Geschichte noch Zeit gefunden, wenn gleich seine
Hauptwerke allerdings der Adoptivheimat gewidmet sind.
In Schöpflin gewahren wir eine so ungemeine Verstandes= und
Wissenekraft, eine solche Vereinigung seltenster gelehrter Eigen-
schaften und verschiedenster Forschungsrichtungen, wie sie zu allen
Zeiten als der besondere Vorzug auserwählter Geister angesehen
worden ist. In der Behandlung des elsässischen Alterthums greift
er auf Beatus Rhenanus (S. 166) zurück: auch er ist ein mis-
trauischer kritischer Geschichtschreiber, während die bisherigen Nach-
folger des Beatus alle überlieferten Fabeln geglaubt und womöglich
vermehrt hatten. So war Schöpflin einer der ersten, welche der
Vermischung keltischen und germanischen Alterthums entgegentraten.
Die Zeit der Römer, ihre Provinzialverfassung, ihre Cultur
reconstruirt Schöpflin mit allen Mitteln der heutigen Archäologie:
Schriftsteller, Inschriften, Baureste, Grabsteine, Altäre, Sculpturen
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