Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

416 
Gut und Blut zu geben. Er schwur, und die Bürger schwuren, und 
dach wußte man kaum in Straßburg, ob nicht in Paris schon als 
überwunden gelte, was man eben im Elsaß nech gelobte und bejubelte. 
So gewaltige Keime eines großen der. Menschheit schließlich 
zum Segen dienenden Fortschritts hier auch gelegt wurden, so wenig 
konnte dech der eigenthümliche Gegensatz, der zwischen der deutschen 
Vergangenheit und der französischen Zukunft des Elsasses sich immer 
mehr offenbarte, das Bild ciner harmonischen Entwickelung gewähren. 
Alle Mittel wurden in Bewegung gesetzt, um durch Volksverbrüde- 
rungen und cosmopolitische Schwärmereien den Uebergang zu er- 
leichtern. Die Poesie mußte ganz in den Dienst der Freiheit treten. 
Als man den großen rheinischen Völkerbund in Straßburg gründete 
und phantastisch um den Bundesaltar tanzte, und voll von Fran- 
zosenthum war, mußte fast auffallend erscheinen, daß man sich aus- 
schließlich der deutschen Sprache bediente, um seine Gefühle auszu- 
tauschen. Man war damals im Elsaß noch zu verschämt, um sich 
offen als Franzosen zu bezeichnen und es kam der unbestimmtere 
Ausdruck „der freien fränkischen Nation“ auf. Bei dem theinischen 
Bundesfest wurden Eichen in Straßburg gepflanzt, von welchen ein 
Dichter rühmte, daß sie den „Franken“ geheiligt seien: 
Franken, die nach Größe streben, 
Die vor keinem Feinde beben, 
Welcher ihrer Freihcit dreht. 
Franken, die mit jedem Jahre 
Hier an diesem Hochaltare 
Schwören: Freiheit oder Ted. 
Weniger schwerfällig hatte man sich in den vornehmen Kreisen 
des Elsasses in die französische Denkungs= und Lebensweise hinein- 
gestürzt. Der Theil des Adels, der Patricier, der Offiziere des alten 
deutschen Reichsgebiets, welcher nicht vorgezogen hatte, aus aristokra- 
tischen freilich mehr, als nationalen Rücksichten, auszuwandern, alle 
jene, welche Franzosen aus freier Wahl werden wollten, suchten eine 
gewisse Gemüteberuhigung darin, möglichst rasch den alten deutschen 
Rock auszuziehen. In dem Salon der Gemalin des Maires Dietrich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.