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vertheidigt hätte. Denn die Franzosen suchten den Charakter des
deutschen Republikaners noch nachträglich zu verdächtigen; — er, der
bis zur äußersten Grenze des Irrthums alle politischen Verbrechen
seiner jakobinischen Partei mitgemacht hatte, mußte durchaus unter
dem elsässischen Volke als Lügner, als Spion, als verkappter Priester
dargestellt werden, der die Republik und ihre Gewalt mißbraucht
hätte. Schneider, welcher selbst ein elendes Werkzeug in den Händen
der Schreckensmänner geworden war, wurde von denselben Schreckens-
männern wegen Miebrauchs der Guillotine guillotinirt. In der
That, niemals ist der deutsche Hang, auf Kosten der natio-
nalen Denkungsart dem politischen Geiste der Franzosen Zu-
Feständnisse zu machen, schwerer geahndet werden, als an Eule-
gius Schneider.
Wenn man Schnche Oden nach Klopstockschen Mustern,
wenn man seine Zeitschrift in Straßburg, in welcher der sperifische
Humer deutscher Litteratur herrscht, betrachtet, so muß man sagen,
eine wunderliche Vekmischung war zwischen dem modernen politischen
Franzesenthum und der unvertilgbaren deutschen Art zu Tage ge-
treten, über deren cosmopolitischen Charakter unter vielen Deutschen
eine Art innerer Julbel entstehen konnte, indem sie sich über die Ge-
walt nationaler Dinge täuschten, deren Unhaltbarkeit aber die Re-
volution selbst zeigen sollte.
Bald nach der Einführung der Republik waren die Volks-
repräsentanten Rühl, Denzel und Ceuturier nach Straßburg ge-
kommen, durch welche die Municipal- und Departementbehörden von
den Aristokraten, wie man alle Gemäßigten zu nennen anfing, ge-
reinigt und den Händen der Jakobiner anvertraut wurden. Monet
wurde Maire von Strahburg, Eulogius Schneider erhielt das trau-
rige Revolutionsamt eines öffentlichen Anklägers. Sofort machte
sich der grausame Charakter der neuen Aera in der Verfolgungssucht
gegen die Mitglieder der früheren Regierung kenntlich. Zahlreiche
Verbannungen, Verhaftungen und Verurtheilungen folgten, schon
wurde die Guillotine auf dem Marktplatz von Straßburg aufge-