Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Der Mediziner Reinhold aus Bremen, der in Straßburg dem- 
nächst promoviren soll, liebt Lieschen Starkhans. Der Theologe 
Wolfgang Mehlbrüh liebt Klärchen Prechter. Aber ein alter Geck, 
der Licenciat Mehlbrüh, den wir unseren Lesern schon zu Eingang 
des Kapitels vorstellten, sucht Lieschen für sich zu gewinnen; das 
muntere kecke Christinchen macht einen Anschlag auf Reinhold; um 
Klärchen Prechter wirbt Herr Gläsler von Colmar; und die Familien 
Starkhans und Mehlbrüh, die Eltern von Lieschen und Wolfgang 
haben diese beiden für einander bestimmt. Alle diese Verwickelungen 
lösen sich natürlich dahin, daß die jungen Leute ihren Willen durch- 
setzen, daß Reinhold sein Lieschen, daß Wolfgang fein Klärchen 
bekommt. Gläsler nimmt Christinchen und Licenciat Mehlbrüh 
stattet sie aus. Der Pfingstmontag vereinigt drei glückliche Paare 
und viele seelenvergnügte Menschen. 
Das Stück ist ein wahres Muster des treuesten Sittengemäldes, 
welches die innigste Heimatliebe sergsam schaffen kann. Aber als 
Drama dürfte es vor schärferer Kritik kaum bestehen. Auf die 
Charakteristik der Personen und Zustände fällt alles Gewicht. Die 
Handlung rückt nicht aus der Stelle. Sie ist zum Theil auf un- 
wahrscheinliche Voraussetzungen gebaut, und die wichtigsten Ver- 
und Entwickelungen sind oft hinter die Scene verlegt, wir empfangen 
schon das fertige Resultat. Die Personen theilen sich zum Besten 
des Zuschauers manchmal persönliche Angelegenheiten mit, über die 
sie unter einander längst im reinen sein müssen. Und die Gelegen- 
heit, um Straßburger Lecalsitte und Localsprache recht vollständig 
vorzuführen, um die Namen der Kinderspiele, um die Namen der 
Weine, der Speisen und Küchenbedürfnisse, der Spaziergänge und 
Gesellschaftsspiele, welche in Straßburg beliebt waren und sind, dem 
Publicum bekahnt zu machen oder vielmehr durch die bekannten ein 
damit schon vertrautes Publicum zu ergötzen, — diese Gelegenheit 
wird mehrfach mit unverkennbarer und Reshalb störender Absichtlich- 
keit herbeigeführt. Goethe nennt das epische Ausbreitung — nun 
wol, aber auch das Epos dürfte sich nicht so ausbreiten. Selbst
	        
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