Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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bevorzugten Klassen, welche die Regierung führten. Dieser verkammte 
jede neue Einrichtung des Raths, jener forderte eine solche durchaus. 
Es bezeichnet die-ganze Leidenschaft der Parteien, wenn ein Conser- 
vativer zu Köln den in den Rath eindringenden Zünften das un- 
muthsvolle Wort entgegenruft: wie werden sie Recht und Gesetz zu 
handhaben wissen, verändert doch der Esel auch nicht seine Natur, 
wenn man ihn in eine Lswenhaut steckt. 
In Colmar, wo die alte Stadtsage den Kolben im Waxpen 
mit nicht geringem Bürgerstolz auf Herkules selber zurückführt, 
standen schon die Unruhen zur Zeit der Rösselmann im 13. Jahr- 
hundert in Beziehung zu den oben geschilderten Parteiverhältnissen. 
Diese Rösselmann waren ein Geschlecht, welches sich ganz auf die 
niederen Klassen der Bürger stützte, die im Rathe nicht vertreten 
waren; daher denn die Macht, die sie so lange behaupteten, und 
der Haß, der sich unter dem Stadtadel gegen sie entwickelte. Zur 
Zeit König Adolfs war es Walter Rssselmann, der in der Ver- 
zweiflung über die sinkende Macht seiner Partei zu der ungeheuren 
That sich entschloß, einen auswärtigen Kriegsmann, Herrn Anselm 
von Rappoltstein, herbeizurufen, um sein Schultheißenamt gegen die 
Oppesition zu behaupten. Da wurde er ven dem König selbst an- 
gegriffen. Sieben Wechen wurde die Stakt belagert, ein schreck- 
liches Schicksal erreichte den unglücklichen Schultheiß, der fast der 
Abgott des Volkes war. Er wurde an ein Rad gebunden, von 
Ort zu Ort geschleppt, der Verspottung des Psbels preisgegeben und 
endlich in einen finstern Thurm geworfen, wo ihn der Trd erlöste. 
Nicht viel später trat in der kleinen Stadt Ruffach die zünftige 
Bewegung in deutlicherer Ferm herver. Aber als der Bischof Jo- 
hannes von Dirpheim 1306 zur Regierung gelangte, verbot er alle 
Zunftvereine und befahl dem Vogt, die bürgerlichen Angelegenheiten 
jeder Art zu entscheiren, ohne Rücksicht auf die Statuten, welche jene 
Handwerker sich eigenmächtig gesetzt. Das konnte in Ruffach ge- 
lingen, weil die Stadt kein reichsstädtisches Privilegium besaß und 
des Bischofs war. Aber in Hagenau, wo der Streit außerhalb 
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