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faltigen Interessen pflanzten sich auf seine Schüler fort und trugen
dazu bei, die Lebendigkeit des wissenschaftlichen Treibens innerhalb
des Ordens zu steigern.
Diese Lebendigkeit, die geistige Gewandtheit, das ungemeine
Agitationstalent, die Rührigkeit und der Eifer jedes Einzelnen haben
die fabelhaft rasche Ausbreitung des Ordens weseatlich gefördert. Im
Jahre 1216 war er offiziell gegründet worden. Fünf Jahre später
besaß er bereits 60 Klsster, auf 8 Previnzen vertheilt. Im Jahre
1278 zählte er zwölf Provinzen mit 417 Klöstern, im Jahre 1303
nicht weniger als 18 Provinzen mit 746 Klöstern. Am zahlreichsten
war der Orden in Deutschland: 174 Klöster, wovon 114 allein auf
Oberdeutschland und die Rheinlande fallen, das ist nur um ein
Dutzend weniger als auf ganz Frankreich. Und in Deutschland
wiederum hat vielleicht keine Landschaft die Wirksamkeit des Ordens
so unmittelbar empfunden wie das Elsaß.
Die Mostiker.
Nächst Köln war Straßburg die bedeutendste Schule des Ordens
in Deutschland. Die wissenschaftliche und Lehrthätigkeit der Mönche
war hier sehr lebhaft. Die philosophischen, theologischen, kirchen-
rechtlichen Werke der berühmten Ordensmitglieder Allertus Magnus,
Thomas von Aquino, Raimundus von Pegnafort wurden uner-
müdlich studirt, commentirt und excerpirt. Bruder Hugo Ripilinus
von Straßburg, ein guter Sänger, trefflicher Prediger, gewandt als
Schriftsteller, Schreiber und Maler, verfaßte eine theologische Ency-
clopädie. Bruder Nicolaus von Straßburg, ein populärer Pre-
diger, der sich in deutscher Sprache meist an Priester und Nonnen
wendete, und sie ohne tiefe Speculation in einfacher und anschau-
licher Weise zur Frömmigkeit und Ergebung in den göttlichen Willen
anzuregen suchte, schrieb (bald nach 1326) ein Werk zur Widerlegung
des thörichten Glaubens an den unmittelbar bevorstehenden Unter-
hang der Welt.