Die Erstarrung der Front 185
den Kämpfen endgültig zu halten. Für die Verteidigung des Sereth—
abschnitts waren sie zu spät gekommen.
Nach der Aufgabe desselben durch den rechten Flügel der
2. Armee mußte auch der linke der Armee Bothmer zurück. Diese
hatte bisher weiter standgehalten. Südlich des Dnjestr hatte der Russe bei
Tlumatsch die k. u. k. Truppen erneut angegriffen, geworfen sowie Stanis-
lau und Nadworna genommen. Hier waren seine Angriffe von Erfolg ge-
wesen, während in den Karpathen ihm deutsche Truppen unter General
v. Conta — dabei die 1. Inf. Div. — den Sieg verwehrten.
Mir war es besonders bedeutungsvoll erschienen, in Rücksicht auf Ru-
mänien Rückschläge in Ostgalizien auszuschließen. Die Zurücknahme der
tapfer ausharrenden Armee des Generals Grafen v. Bothmer war aber
bei den Ereignissen südlich des Dnjepr nicht mehr zu vermeiden. Sie zog
sich im Anschluß an die k. u. k. 2. Armee bei Zborow—Brsheshany hinter
die Zlota-Lipa zurück und bog ihren rechten Flügel in Richtung Stanislau
um. Mitte August trat so die Niederlage der k. u. k. Armee offenkundig
in die Erscheinung. Die Haltung Rumäniens wurde immer zweifelhafter.
Von Mitte August an begann sich die erweiterte Front des Ober-
befehlshabers Ost zu festigen. Die k. u. k. 2. Armee erhielt nun doch noch
unsere Kavallerie-Reserve von Kowel her zum Einsatz bei Brody zugeführt.
Sie war jetzt auch so mit deutschen Truppen durchsetzt, daß ihre Lage als ge-
sichert angesehen werden konnte. Der Zahl nach wären die k. u. k. Trup-
pen durchaus in der Lage gewesen, ohne deutsche Hilfe ihre Stellungen zu
halten. Das konnten sie in ihrer Verfassung nicht. So mußten wir kom-
men. Wir halfen aus; das Blut aber, das deutsche Truppen im Rahmen der
k. u. k. Armee vergossen, war nicht wieder zu ersetzen.
Die Heeresgruppe Linsingen bemühte sich, Ordnung in die Verbände
zu bringen und sich Reserven zu bilden. Wir führten ihr noch die 1. Ldw.=
Div. von Mitau zu, von wo auch der Russe stark abfuhr.
Der Stellungsausbau wurde gefördert, wir mußten dabei der k. u. k.
2. Armee erheblich mit Stacheldraht aushelfen; auch die rückwärtigen Ver-
bindungen wurden organisiert. Es galt, alles das zu schaffen, was im
vorigen Herbst weiter nördlich eingerichtet wurde, als die Armeen des Ober-
befehlshabers Ost aus dem Angriffs= in den Stellungskrieg kamen. Die
Verhältnisse für den Stellungsbau waren hier die gleichen Es mußte überall
von vorn angefangen werden. Die Herrichtung eines Bahnnetzes im großen
war natürlich leichter, da die Front nicht wie damals vorgegangen, sondern
auf ihre Verbindungen zurückgedrückt war, und doch blieb an dem Ausbau der
im k. u. k. Betrieb befindlichen Bahnen vieles nachzuholen; auch neue
Linien mußten begonnen und ein Netz von Feld- und Förderbahnen dicht
hinter der Armee gebaut werden.