Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Die Auflösung der bulgarischen Armee “ 
  
  
  
  
  
Rumänien nach Sofia. General v. Arz setzte ebenfalls eine k. u. k. Division 
aus der Ukraine durch Rumänien nach Serbien in Marsch. Drei deutsche 
Ostdivisionen, die für den Westen verfügbar gemacht und teilweise auf der 
Fahrt dorthin waren, wurden nach Serbien abgedreht. Dorthin fuhren 
endlich zwei Divisionen vom italienischen Kriegsschauplatz, die uns General 
v. Arz für den Westen zur Verfügung gestellt hatte. Endlich sandte die 
Oberste Heeresleitung aus dem schwer ringenden Westen das Alpenkorps 
dorthin, das gerade aus der Schlacht gezogen war und noch Gebirgsaus- 
rüstung besaß. Diese war für die serbischen Berge dringend nötig. Sechs 
bis sieben Divisionen wurden so dem Westen entzogen. 
Während die eine deutsche Division um Sofia vereinigt werden sollte, 
um die Regierung des Zaren zu stützen, war beabsichtigt, die anderen 
Divisionen um Nisch zusammenzuziehen. Bei den schlechten Transport- 
verhältnissen mußte es Mitte Oktober werden, bis dies geschehen sein 
konnte. 
Sehr bald wurde es klar, daß von Bulgarien nichts mehr zu erwarten 
sei. Die Division aus Sofia wurde nach Nisch herangezogen. Der Zar 
dankte ab und verließ das Land. Die Regierung wandte sich ganz der 
Entente zu. Die bulgarische Armee löste sich auf oder ließ sich entwaffnen. 
Der Abschluß des Waffenstillstandes, der Bulgarien völlig in die Hand der 
Entente geben würde, war stündlich zu erwarten. 
Die deutschen Truppen, die im Rahmen der bulgarischen Armee ge- 
fochten hatten, behielten ihre Ordnung bei; während die Ententetruppen 
unaufhaltsam Vardar aufwärts auf Usküb vordrangen, gingen sie westlich 
davon auf Mitrowitza und östlich auf Sofia in tadelloser Ordnung zurück. 
Die Bildung der neuen Front in Serbien hing sehr wesentlich von der 
Widerstandsfähigkeit der k. u. k. Truppen ab. 
Die Verhältnisse in Rumänien blieben höchst unklar und gespannt. 
Die Oberste Heeresleitung konnte nur noch weniges dorthin schaffen, dar- 
unter die Truppen aus dem Kaukasus. 
Die Bolschewisten waren im Osten unsere Feinde geblieben. Freunde, 
die uns helfen konnten, hatten wir in Großrußland bei unserer Politik 
nicht gewonnen. 
Die Frage, ob es gelingen würde, in Serbien und Rumänien. 
eine neue Flankendeckung für Österreich-Ungarn und unsere Westfront zu 
bilden und uns die Ollieferungen Rumäniens zu erhalten, war in höchstem 
Maße zweifelhaft. 
Ein Angriff in Italien stand nun mit Sicherheit zu erwarten. Wie 
die k. u. k. Truppen sich jetzt dort schlagen würden, war völlig ungewiß. » 
Die Kampflage konnte sich nur noch entscheidend verschlechtern. Ob 
das langsam oder reißend schnell gehen würde, war nicht zu übersehen. 
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