Die Auflösung der bulgarischen Armee “
Rumänien nach Sofia. General v. Arz setzte ebenfalls eine k. u. k. Division
aus der Ukraine durch Rumänien nach Serbien in Marsch. Drei deutsche
Ostdivisionen, die für den Westen verfügbar gemacht und teilweise auf der
Fahrt dorthin waren, wurden nach Serbien abgedreht. Dorthin fuhren
endlich zwei Divisionen vom italienischen Kriegsschauplatz, die uns General
v. Arz für den Westen zur Verfügung gestellt hatte. Endlich sandte die
Oberste Heeresleitung aus dem schwer ringenden Westen das Alpenkorps
dorthin, das gerade aus der Schlacht gezogen war und noch Gebirgsaus-
rüstung besaß. Diese war für die serbischen Berge dringend nötig. Sechs
bis sieben Divisionen wurden so dem Westen entzogen.
Während die eine deutsche Division um Sofia vereinigt werden sollte,
um die Regierung des Zaren zu stützen, war beabsichtigt, die anderen
Divisionen um Nisch zusammenzuziehen. Bei den schlechten Transport-
verhältnissen mußte es Mitte Oktober werden, bis dies geschehen sein
konnte.
Sehr bald wurde es klar, daß von Bulgarien nichts mehr zu erwarten
sei. Die Division aus Sofia wurde nach Nisch herangezogen. Der Zar
dankte ab und verließ das Land. Die Regierung wandte sich ganz der
Entente zu. Die bulgarische Armee löste sich auf oder ließ sich entwaffnen.
Der Abschluß des Waffenstillstandes, der Bulgarien völlig in die Hand der
Entente geben würde, war stündlich zu erwarten.
Die deutschen Truppen, die im Rahmen der bulgarischen Armee ge-
fochten hatten, behielten ihre Ordnung bei; während die Ententetruppen
unaufhaltsam Vardar aufwärts auf Usküb vordrangen, gingen sie westlich
davon auf Mitrowitza und östlich auf Sofia in tadelloser Ordnung zurück.
Die Bildung der neuen Front in Serbien hing sehr wesentlich von der
Widerstandsfähigkeit der k. u. k. Truppen ab.
Die Verhältnisse in Rumänien blieben höchst unklar und gespannt.
Die Oberste Heeresleitung konnte nur noch weniges dorthin schaffen, dar-
unter die Truppen aus dem Kaukasus.
Die Bolschewisten waren im Osten unsere Feinde geblieben. Freunde,
die uns helfen konnten, hatten wir in Großrußland bei unserer Politik
nicht gewonnen.
Die Frage, ob es gelingen würde, in Serbien und Rumänien.
eine neue Flankendeckung für Österreich-Ungarn und unsere Westfront zu
bilden und uns die Ollieferungen Rumäniens zu erhalten, war in höchstem
Maße zweifelhaft.
Ein Angriff in Italien stand nun mit Sicherheit zu erwarten. Wie
die k. u. k. Truppen sich jetzt dort schlagen würden, war völlig ungewiß. »
Die Kampflage konnte sich nur noch entscheidend verschlechtern. Ob
das langsam oder reißend schnell gehen würde, war nicht zu übersehen.
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