Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

144 III. Finanzfragen, Löhne und Kriegsgewinne 
  
  
  
  
  
würden. Das in seiner Gesamtheit schlecht bezahlte Heer mußte aber 
jahrelang die Härten eine minimalen Löhnung tragen. Es hat selbst- 
verständlich seine Pflicht getan, aber viel berechtigte Unzufriedenheit ist 
dadurch in die Front getragen. Endlich ist jetzt eine Aufbesserung ein— 
getreten, die dankbar begrüßt ist. Daß diese Aufbesserung aber sofort 
wieder auf Kosten der besser bezahlten Heeresangehörigen erfolgen soll, 
ist ein Schritt, zu dem ich, wie gesagt, nicht die Hand reichen kann. Die 
Maßnahme erscheint mir auch um so weniger berechtigt, als die betreffenden 
Gehälter im Vergleich zu sonstigen in hoher Stellung befindlichen 
Männern, namentlich aber mit Rücksicht auf die ungeheure Verantwortung, 
die sie tragen, nicht zu hoch sind. Anderseits macht die vorgeschlagene 
Kürzung für das Reich finanziell wenig aus. 
2. Ich weiß nicht, wie weit bei Euer Exzellenz Vorschlag partei- 
politische Rücksichten mitsprechen, halte aber ein Nachgeben dann erst 
recht für falsch. Es muß meines Erachtens dem Volk erst noch ganz klar 
gemacht werden, was es seinen Offizieren und zwar dem aktiven 
Offizier verdankt. Ich will dabei die Pflichttreue, das Streben, den 
Willen und den Todesmut der Reserve= usw. Offiziere, der Unteroffiziere 
und Mannschaften gewiß nicht herabsetzen, sie sind im Gegenteil be- 
wundernswürdig. Aber die Hauptlast des Krieges hat nun doch der 
aktive Offizier getragen und er ist auch heute noch Führer und Vorbild, 
ganz abgesehen davon, daß seine Friedens arbeit Volk und Heer zu 
der Höhe erzogen hat, daß wir jetzt fast der ganzen Welt Widerstand 
leisten können. Der Kampf unserer inneren und äußeren Feinde gegen 
den „Militarismus“, d. h. den deutschen Offizier, ist nur ein Schlagwort. 
Wie sie alle wissen, bleibt Deutschland stark, solange der deutsche Offizier 
bleibt, was er war. Es ist aber durchaus bezeichnend, daß noch niemand 
sich dazu gefunden hat, das Verdienst des aktiven Offiziers zu betonen, und 
ich bin auch fest überzeugt, daß spätestens bei Friedensschluß der Kampf 
gegen den Offizier") auch in dem Parlament wieder auflebt. Da heißt's 
meines Erachtens schon jetzt fest bleiben. 
3. Eine Härte liegt zweifellos darin, daß Offiziere in gleicher Stellung 
verschiedenes Gehalt pp. beziehen, indem die nach dem 1. 10. 1916 Be- 
förderten im Gehalt gekürzt sind. Ich habe dieser Kürzung zwar seinerzeit 
zugestimmt, stehe aber nicht an zu erklären, daß ich inzwischen meine 
Ansicht geändert habe. Ich halte diese Kürzung für ungerecht und falsch. 
4. Euer Exzellenz stimme ich durchaus darin zu, daß das deutsche Volk 
*) Dieser Kampf erreichte seinen Höhepunkt in den Revolutionstagen, wo man die 
Offiziere in schmählichster Weise beschimpfte und entehrte. Später lief man ihnen wieder 
nach, weil ohne sie Ruhe und Ordnung nicht zu erreichen waren. Und der Offizier 
vergaß allen Schimpf und tat das, was er für Pflicht hielt. Der Verfasser.
	        
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