Fürsorge für die studierende Jugend 269
Schul= und Universitätsbildung läßt sich bei entsprechenden Maßnahmen
genügend nachholen, der Gewinn aus der Schule des Krieges nicht.
Wir müssen meines Erachtens aus Dankbarkeit und Gerechtigkeit
mindestens dafür sorgen, daß die jetzt am Kriege teilnehmenden
Studenten und höheren Schüler keine Nachteile für ihren späteren Lebens-
weg gegenüber den Nichtteilnehmern haben. Viele Wege sind möglich, und
die Regelung muß selbstverständlich Euer Exzellenz überlassen bleiben.
Gleichwohl möchte ich in nachstehendem einige Vorschläge machen:
1. Höhere Schüler.
a) Grundsätzlich wird allen Schülern mit Oberprimareife das
Studium freigegeben, mit der Maßgabe, daß sie während der Studienzeit
die Reifeprüfung nachholen. Zur Vorbereitung für diese Nachholung
dürften sich vielleicht besondere Kurse an den Universitäten empfehlen.
b) Schüler ohne Oberprimareife sind in besonderen Kursen, die an
einzelnen Gymnasien einzurichten wären, zum Abiturientenegamen vor-
zubereiten. Sie würden jedenfalls nicht wieder wie Schüler zu be-
handeln sein. Studenten.
a) Von der Festsetzung einer bestimmten Mindeststudienzeit wird für
Kriegsteilnehmer abgesehen werden können. Im übrigen muß natürlich
an den vorgeschriebenen Examen festgehalten werden.
b) Nach abgelegter Staats= usw. Prüfung wird Kriegsteilnehmern
das Dienstalter so berechnet, als ob sie normal (d. h. ohne Unterbrechung
durch den Krieg) ihre Schul= und Universitätszeit absolviert hätten. Sie
werden also dadurch wieder vor ihre Kameraden gerückt, die sie durch
Nichtteilnahme am Krieg und die dadurch ermöglichte ununterbrochene
Studienzeit vorübergehend überholt haben.
Dies Verfahren hat zur Voraussetzung, daß nicht etwa für die nächsten
Jahre die von den Universitäten kommenden Bewerber und namentlich
Bewerberinnen alle Stellen von unten herauf etatsmäßig besetzen:
diese Besetzung muß vielmehr unter entsprechendem Vorbehalt erfolgen.
c) Für Studierende, die nach abgelegter Prüfung Privatberufen nach-
gehen, ist eine Entschädigung nicht möglich, m. E. aber auch nicht nötig,
da diese sich dank ihrer im Kriege erworbenen energischen und kräftigen
Lebensauffassung allein durchsetzen werden.
Ich habe mich verpflichtet gefühlt, mich an Euer Exzellenz zu wenden,
damit die im Heere stehenden Schüler und Studenten vor Schaden bewahrt
werden und ihnen das zuteil wird, was wir ihnen schulden. Auch das
Vaterland ioird daraus Nutzen ziehen. Ich glaube mich in den Grund-
gedanken von vornherein mit Euer Exzellenz einig.
gez. von Hinden burg.