Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Schreiben vom 19. Juni. — Antwort des Reichskanzlers vom 25. Juni 397 
  
  
Eitelkeit Genüge tut, erreichen. Sie werden daher — solange sie einen 
baldigen Zusammenbruch bei uns erwarten, — Hungersnöte überstehen 
und ein allmähliches Abflauen der Schärfe des Krieges auf sich nehmen. 
Mit völliger Sicherheit können wir erst dann auf ein Einlenken unserer 
Feinde rechnen, wenn ihre Lebensbedingungen vor der Zerstörung stehen. 
Wann dieser Zeitpunkt eintritt, ob im Herbst, im Winter oder im 
nächsten Frühjahr, kann niemand mit Gewißheit angeben. Sicher ist mir 
nur, daß wir im Stande sind, den Erfolg in Ruhe zu erwarten. Unsere 
Lage ist militärisch sicher und wird gesichert bleiben. Unsere Ernährungs- 
lage wird nicht schlechter sein, als die bei unseren Gegnern. Es gilt nur, 
bei uns und unseren Verbündeten die Geschlossenheit im Innern zu stärken 
und den Willen zum Durchhalten wach zu halten. Ich denke mir die 
Lösung dieser Aufgabe nicht schwer, wenn jedem klar gemacht wird, daß 
die Zeit für uns spricht, daß wir eher einen weiteren Winter überstehen 
können als unsere Feinde, daß ein vorzeitiges Nachgeben den Zusammen- 
bruch der Zukunft sowohl des Staates wie des einzelnen bedeutet, ein Aus- 
halten aber, ähnlich wie dies das Feldheer seit Jahren unter sehr schweren 
Bedingungen tut, mit Sicherheit uns einen Frieden bringt, der uns und 
unsere Verbündeten befreit von Einengungen und Hemmungen, wie sie 
schon vor dem Kriege bestanden und wie sie bei zu frühem Nachgeben 
sicher in erdrückender Schwere auf uns lasten würden. 
Ein solches Erstarken unserer inneren Kraft wird aber unsere Gegner 
auch am ehesten von der Nutzlosigkeit, den Krieg bis zur beginnenden Zer- 
störung ihrer eigenen Lebensbedingungen fortzusetzen, überzeugen. Hin- 
gegen wird jede Klage über fehlgeschlagene Hoffnungen, ein jeder Ausdruck 
von Erschöpfung und Friedenssehnsucht bei uns und unseren Bundes- 
genossen, jedes Wort über eine angebliche Unmöglichkeit, einen weiteren 
Winterfeldzug zu überstehen, mit Sicherheit kriegsverlängernd wirken. 
gez. v. Hindenburg. 
2. 
Der Reichskanzler. Berlin, den 25. 6. 1917. 
Rk. Nr. 13 370 K. J. 
Euer Exzellenz stimme ich darin zu, daß es in der gegenwärtigen 
Kriegslage vor allem darauf ankommt, die innere Geschlossenheit des 
Volkes aufrechtzuerhalten. Die Vorstellungen von der schnellen und durch- 
schlagenden Wirkung des Unterseebootkrieges sind als übertrieben erkannt 
worden. Damit ist die weit verbreitet gewesene, auch im Verkehr zwischen 
Front und Heimat genährte, sichere Erwartung des Kriegsendes noch vor 
dem Herbst zusammengebrochen. Um die herabgedrückte Stimmung wieder 
zu heben, müssen vor allem die wirtschaftlichen Schwierigkeiten bekämpft
	        
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