Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Feindliche Stimmen über den Ausgang des Krieges 585 
  
3. 
Ein amerikanisches Urkeil aus der „Deutschen Tageszeitung“. 
„Die „Illinois-Staatszeitunge vom 29. Juli 1919 ist in der Lage, 
üußerungen des amerikanischen Obersten F. L. Huidekoper aus einem 
Bericht im Hauptquartier des Generals Pershing anzuführen, in welchem 
festgestellt wurde, daß im November 1918 die amerikanische Kriegführung 
sehr dicht vor dem toten Punkt stand. Sie hatte die Zahl des verfügbaren 
ausgebildeten Ersatzes weit schneller aufgebraucht, als durch den Nachschub 
aus der Heimat herangeschafft werden konnte.• Das Versagen des Trans- 
port= und Etappendienstes, die jämmerliche Handhabung des Nachschubes, 
die Mängel in der Verpflegung und Unterbringung der kampfmüden 
Truppen in der Feuerlinie beeinflußten deren Kampfkraft so unheilvoll, 
daß sie, wie gesagt, höchstens auf vier Wochen hinaus als Offensivinstru- 
ment brauchbar warene. Pershings Generalstäbler gestehen zu, daß die 
deutsche Defensive erfolgreicher war als die amerikanische Offensive, die sich 
verbluten mußte, ehe sie den Gegner entwurzelt hatte." 
4. 
Generalmajor Sir Frederik Maurice in seinem Buch „Die letzten vier 
Monate“ gibt als Grund für die Annahme des Waffenstillstandes von 
Foch an: „Weil der dazu (Vernichtung des deutschen Heeres) nötige Vor- 
marsch unmöglich war, da der bisherige Vormarsch den Transport= und 
Versorgungsdienst der Alliierten auf die äußerste Probe gestellt habe.“ 
Foch sei also in der Lage gewesen, Waffenstillstand zu schließen oder dem 
deutschen Heere eine Erholungspause zu lassen. 
5. 
In einem Brief vom 6. Juli 1920 an Oberst House gibt Herr Mantoux, der als 
Vertreter der Vereinigten Staaten an den Verhandlungen in Paris im November 1918 
teilmahm, folgendes an: „Einer der Minister — ich glaube, es war Lloyd George — 
fragte Foch, was geschehen würde, wenn die Deutschen die Unterschrift verweigerten, 
und wieviel Zeit denn nötig sein würde, sie über den Rhein zu werfen. Foch ant- 
wortete: Vielleicht drei, vielleicht vier oder fünf Monate, wer weiß esl. Er hat nie 
von einem endgültigen Stoß in den nächsten Tagen gesprochen Es herrschte 
vollständige Einigkeit darüber, daß es erwünscht sei, daß Deutschland die vorgeschlagenen 
Bedingungen, die einer Kapitulation gleich waren, annahm. Weder Soldaten noch 
Staatsmänner wußten damals, wie es in Deutschland und bei der deutschen Armee 
wirklich aussah. Unsere Verluste waren besonders schwere während der letzten hart- 
näckigen und anhaltenden Kämpfe des letzten Stadiums des Krieges. Außer rein militä- 
rischen Gesichtspunkten war die Stimmung der Völker maßgebend, daß sie ihren Leitern 
nie vergeben würden, wenn das Kämpfen über die Grenzen des Notwendigen ver- 
längert würde." · 
6. 
Siehe auch Abschnitt XVI. 
  
 
	        
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