Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Der Angriff im Stellungskriege 683 
  
  
3. B. einer Hausmauer, eines Unterstandes usw. eintreten soll. Im übrigen werden 
die Splitter in noch größerem Umfang als bei E. 2. an der Auftreffstelle vom Boden 
aufgeschluckt. 
Zu II, 2. Sprengwirkung (Minenwirkung). Gute Sprengwirkung erfordert in 
erster Linie große Sprengladung (ogl. I.). 
Wo es auf Zerstörung durch Ausnutzung der Durchschlagskraft und der sich 
anschließenden Detonation ankommt, ist, abgesehen von der großen Sprengladung, ein 
möglichst senkrechtes Auftreffen, günstige Geschoßform, große Auftreffgeschwindigkeit 
und eine solche Verzögerung der Detonation am Platz, daß das Geschoß etwa in dem 
Augenblick detoniert, wo es sich totgelaufen hat. Hieraus folgt, daß man gegen senk- 
rechte Ziele (aufgesetzte Brustwehren, stärkere Mauern) möglichst mit Flachbahnschuß 
(bei Haubitzen größte Ladung) und Zündern m. V. arbeiten muß. 
Gegen horizontale, widerstandsfähige Ziele, z. B. Decken von Unterständen, be- 
tonierte Keller, gelten dieselben Grundsätze; man wird aber in diesen Fällen zugunsten 
großer Fallwinkel auf die größere Endgeschwindigkeit des Flachbahnschusses verzichten 
und Steilfeuer anwenden. Im übrigen braucht man natürlich Verzögerung. Wenn 
gegen Häuser mit betoniertem Keller o. V. geschossen wird, so detonieren die Geschosse 
schon beim Auftreffen auf die Dachziegel. Die Wirkung verpufft also in der Luft. 
Gegen widerstandsfähige Ziele mit harter Oberfläche, wie sie Tanks, Mauern bzw. 
bei horizontalen Zielen Betondecken bilden, sind Panzerkopfgeschosse bzw. Halb- 
panzergeschosse, soweit sie bei den verschiedenen Kalibern vorhanden sind, zu wählen. 
Eine starke Umfassungswand eines französischen Hauses wird z. B. von der gewöhnlichen 
Feldgranate selten durchschlagen, das Geschoß zerschellt meist. Panzerkopfgranaten 
geben erheblich bessere Wirkung. Fehlen Panzerkopfgeschosse, so kann man Geschosse 
mit neuen E. 2. verwenden, wenn man die Steckhülse (Schlagstiftoberteil) nicht einsetzt 
oder vorher entfernt. Der Zünder wirkt dann wie gewöhnliche o. V.-Zündung. Der 
massive Zünderkopf wirkt ähnlich wie ein Panzerkopf dadurch, daß er ein vorzeitiges 
Zubruchgehen des Geschosses verhindert. 
Erd= und Trichterwirkung verlangt stets große Fallwinkel und Verzögerung. Die 
Eindringungstiefe des Geschosses bei Verzögerung hängt wesentlich vom Kaliber, der 
Endgeschwindigkeit und dem Aufschlaggelände ab. Namentlich bei größeren Kalibern 
kann man die Eindringungstiefe ausnutzen, um widerstandsfähige Ziele z. B. Unter- 
treträume zu unterschießen und die Umfassungswände einzudrücken. 
Zu II, 3. Gasschießen. Bei Gasschießen ist empfindliche Zündung vorteilhaft, 
da der Erdboden sonst einen großen Teil der Wirkung verschluckt. Nur wo die 
Wirkung im Innern von Häusern usw. erzielt werden soll, ist gewöhnliche Az.- 
Zündung oder m. V. besser als E. Z. Es wäre an sich wirksam, ist aber in der 
Praxis schwer anzuwenden, weil die Regelung der Sprenghöhen, die beim Gasschießen 
besondere Bedeutung hat, sehr schwierig ist. Gasgeschosse mit m. V. oder mit Bz. sind 
nur ausnahmsweise vorhanden. 
Die meisten Gasgeschosse werden in Zukunft mit einer verhältnismäßig großen 
Sprengladung versehen. Dadurch wird 
a) eine günstigere Gaswirkung erzielt, so daß trotz geringerem Gasinhalt 
wenigstens gleiche Gaswirkung erzielt wird, wie mit der gleichen Anzahl reiner Gas- 
geschosse desselben Kalibers, 
b) neben der Gaswirkung eine nicht unerhebliche moralische, Splitter= und 
Sprengwirkung erzielt, wenn diese auch entsprechend der verringerten Sprengladung 
kleiner ist als bei reinem Brisanzschießen, 
c) die Gasbeschießung bis zu einem gewissen Grade verschleiert. 
Die Eigenart der Gaswirkung macht es erklärlich, daß Gastote und Gaskranke 
verhältnismäßig selten in unsere Hand fallen. Trotzdem kann nach den Erfahrungen 
am eigenen Leibe, nach den erbeuteten Befehlen und nach unseren Erfolgen an der 
Wirkung nicht gezweifelt werden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.