Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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geben, daß der Kurfürst das eroberte Pommern den Schweden wieder heraus- 
geben sollte. So sehr sich Friedrich Wilhelm auch dagegen sträubte, 
er mußte nachgeben, da die Franzosen in seine Besitzungen am Rheine 
einfielen. Er knirschte vor Zorn und wünschte nie schreiben gelernt zu 
haben, als er das unselige Friedensdocument unterzeichnen sollte, das 
ihm ganz Vorpommern nebst Stettin, der Thür zum Reiche, wieder 
entriß und von dem glorreichen Tage von Fehrbellin nichts, als den 
Ruhm ließ. 
Noch eine Ungerechtigkeit gegen Brandenburg war von dem Kaiser 
begangen worden. Er hatte nämlich nach dem Tode des letzten Herzogs 
von Liegnitz (1675) dessen Länder in Besitz genommen, ohne nach dem 
Rechte des Kurfürsten auf die schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg 
und Wohlau auch nur zu fragen. Ueber das Alles innerlich ergrimmt, 
rief Friedrich Wilhelm prophetisch aus: „Aus meinen Gebeinen wird 
einst ein Rächer hervorgehen!“ Und der Rächer ist erstanden, sowohl 
über Pommern als über Schlesien breitet längst der preußische Adler 
seine segnenden Flügel aus! 
84. Die brandenburgische Flotte. 
1680. 
Auf seinen Reisen in Holland hatte Friedrich Wilhelm den groß- 
artigen Handelsverkehr dieses Landes kennen gelernt und bewun- 
dert, und seit dieser Zeit war ihm der Gedanke nicht aus dem 
Herzen gekommen, seinen Staat zu einer Seemacht auszubilden. Er 
hatte deßwegen unter Leitung des holländischen Kaufmanns, Benjamin 
Raule, eine kleine Flotte ausrüsten lassen, die ihm in dem Kriege gegen 
Schweden sehr nützlich gewesen war. Diese Flottille brachte er in Pillau 
unter und traf alle Anstalten, den dortigen Hafen in einen Seehafen 
mit einem Schiffswerft umzuwandeln. Im Jahre 1680 ließ der Kur- 
fürst seine Flotte gegen die Spanier in die hohe See auslaufen. Mit 
diesem Staate war er nämlich früher gegen Frankreich verbündet ge- 
wesen, und derselbe hatte sich verpflichtet, ihm bedeutende Hülfsgelder 
zu zahlen. Die Zahlung war aber trotz wiederholter Mahnung nicht 
erfolgt. Der Kurfürst hätte die zwei Millionen Thaler aber gern ge-
	        
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