Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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117. Narr! Narr! 
Ein Kriegsrath, der sich beim Könige beliebt machen wollte, reichte 
diesem einen Vorschlag ein, worin er nachwies, wie auf Kosten der 
Unterthanen die Staatseinkünfte bedeutend erhöht werden könnten. 
Das nahm aber Friedrich Wilhelm gewaltig übel und schrieb auf den 
Rand des Papiers sechsmal: „Narr — Narr — Narr! Wenn du nicht 
eines Obersten Sohn wärest, würde ich dir hundert Prügel geben 
lassen!" 
118. Der Kerl hat Rechtl! 
Ein strenger Gerechtigkeitssinn war dem Könige eigen. Schon 
gleich bei seinem Regierungsantritt schrieb er: „Die schlimme Justiz 
schreit gen Himmel, und wenn ich's nicht remedire, lade ich die Ver- 
antwortung auf mich,“ und er befahl die Verbesserung der Rechts- 
pflege schleunigst in's Auge zu fassen. Sein gerader derber Sinn 
konnte sich aber in die Spitzsindigkeiten und Winkelzüge, welche gewöhn- 
lich bei den Rechtshändeln vorkamen, nicht finden; besonders waren 
ihm die Advokatenschliche, womit dieselben auch dem Unrecht den Schein 
von Recht zu geben wußten, sehr verhaßt. Einst wohnte er einer Ge- 
richtsverhandlung in Minden bei. Der erste Anwalt wußte die Ange- 
legenheit seiner Parthei in so schönem Lichte darzustellen, daß der 
König, noch ehe derselbe ganz zu Ende war, vollständig überzeugt aus- 
rief: „Der Kerl hat Recht!“ Als nun der Advokat der andern Parthei 
ebenso geschickt redete, brach der Monarch in die Worte aus: „Der 
Kerl hat wahrhaftig auch Recht!“ und verließ ärgerlich den Saal.
	        
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