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der gemeinen Soldaten. Alle Plackereien, die sich die Offiziere etwa
bei den Werbungen erlaubten, wurden strenge bestraft.
Seiner Gemahlin, einer Prinzessin von Braunschweig-Bevern, die
er ohne innere Neigung, dem Willen seines Vaters gemäß, geheirathet
hatte, wies er mit einem glänzenden Hofstaate das Schloß Schön-
hausen an. Ein inniges Zusammenleben mit ihr fand nicht statt. Er
sah sie nur bei festlichen Gelegenheiten. Ihrem edlen weiblichen Be—
nehmen und den trefflichen Eigenschaften ihres Herzens zollte er jedoch
die höchste Achtung. Mit Strenge wachte er darüber, daß sie als
Königin von dem Hofe und von den fremden Gesandten mit größter
Ehrfurcht behandelt wurde. Sie führte ein stilles Leben, das jedoch
an Werken der Liebe und Barmberzigkeit sehr reich war, und hörte
nie auf, ihrem großen Gemahle die rührendste Theilnahme zu beweisen,
ihn zu lieben und zu bewundern.
135. Der erste schlesische Krieg.
1741.
Friedrich lag zu Rheinsberg am Fieber krank, als sein vertrauter
Kammerdiener Fredersdorf am 28. November 1740 vor sein Bette
trat und ihm eine Depesche aus Wien überreichte, die den Tod des
letzten Habsburgers, des deutschen Kaisers Karl VI., meldete. Der
König erblaßte; diese Nachricht war inhaltsschwer; es war, als fühle
er, dg das Schicksal ihn rufe. Mit Gewalt schüttelte er das Fieber
von sich.
Der verstorbene Kaiser hatte nur eine Tochter, Maria Theresia,
hinterlassen. Sie sollte, einem alten Hausgesetze zuwider, seine sämmt-
lichen österreichischen Länder erben. Dagegen protestirten unter andern
die Kurfürsten von Sachsen und Bayern und machten Ansprüche auf
die Erbschaft. Da ward auch Friedrich inne, daß die Zeit gekommen
sei, den beleidigten Manen seiner Väter Genugthuung zu verschaffen.
Er war genau von der hinterlistigen Weise unterrichtet, mit der die
schlesischen Fürstenthümer Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau
dem Hause Brandenburg seit einem Jahrhundert vom kaiserlichen
Hofe vorenthalten wurden.