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stand er schweigend da, mancherlei Gedanken bewegten sein Herz. End—
lich schien er einen Entschluß gefaßt zu haben. Dem Oberstlieutenant
rief er zu: „Hör' er, Seinen Kopf will ich nicht!“ Darauf schrieb er
eilig, siegelte, klingelte einem Adjutanten, gab ihm das Schreiben und
sprach: „Bringe er den Mann dort als Gefangenen nach Spandau und
übergebe er dem Kommandanten diesen Brief.“ Letzterer erkennt in dem
Gefangenen einen ehemaligen Waffengefährten und Freund und bedauert
von Herzen dessen unglückliches Schicksal. Allein wie erstaunt er, als
er des Königs Schreiben öffnet. Dasselbe enthält ungefähr Folgendes:
„Der bisherige Kommandant von Spandau geht zur Belohnung seiner
treuen Dienste in gleicher Eigenschaft nach Magdeburg; an seine Stelle
tritt der hierbei als Gefangener eingebrachte Oberstlieutenant außer
Dienst v. L. Ich erwarte und bin gewiß, daß er seine Pflicht treu
erfüllen werde. Seine Frau und Kinder sollen ihm bald nachfolgen.“
Die Dankgefühle der glücklichen Famille zu schildern, wollen wir
nicht versuchen!
190. Der Parademarsch.
Parademarsch! Parademarsch!
Was sprecht ihr viel von Parademarsch:
Des alten Fritzen Parademarsch,
Das war der rechte Parademarsch!
Er zog einmal in's Böhmerland,
Die Weißjacken zu schlagen, wie's weltbekannt,
Zu Fuß und Roß im Vortrab voran,
Gewöhnlich seine flinken Husaren,
Dahinter kam dann Infanterie,
Mitunter auch allerlei Cavallerie;
Genug, an einem schönen Morgen
Schlendert man ohne besondre Sorgen.
Der alte Fritz hat's schon im Kopf,
Wie er dem Feinde macht den Zopf;
Da hört man schießen und kehren wie dumm
Etwelche der vordern Husaren um;
Der König fragte: was da wär?
„Sie schießen vom Weinberge her,
Aus Böllern dort über die alte Mauer,