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Er steht nun einsam in dem Leiden,
Dem hohen Eichbaum gleichend im Gewitter,
Das nach dem schönsten Sommertage
Die hohe Ceder neben ihm zerschmetterte,
Die Einzige, die seine Krone kühlte.
Achim von Arnim.
242. General Scharnhorst.
Gerhard David von Scharnhorst wurde 1756 zu Hämelsen im
Königreiche Hannover geboren. Vornehmer Herkunft konnte er sich
nicht rühmen. Seine Eltern waren Bauersleute und bewohnten ein
Pachtgut. Der Vater wurde in einen langwierigen Prozeß verwickelt,
der ihm große Summen kostete. Er konnte daher auf die Ausbildung
des Sohnes nicht viel verwenden und mußte ihn in eine gewöhnliche
Dorsschule schicken. Was hier zu lernen war, eignete sich der junge
Scharnhorst mit Eifer und Fleiß an. Der Vater bestimmte ihn für
die Landwirhschaft, allein die Vorsehung wollte einen andern Mann
aus ihm machen; er sollte einer der Grundpfeiler beim Aufbau eines
zertrümmerten Staates werden. Mit großer Spannung lauschte der
Knabe auf die Erzählungen von den Thaten alter Helden; stundenlang
horchte er auf die einfachen Schilderungen eines invaliden Unteroffiziers,
der unter dem großen Friedrich in allen Hauptschlachten des siebenjäh-
rigen Krieges mitgekämpft hatte. Wie klopfte das jugendliche Herz
bei den glorreichen Thaten eines Schwerin, Serdlitz und Zieten! Daß
die Landwirthschaft nicht die Aufgabe, seines Lebens sei, ahnte er bald.
In die Reihen der Krieger, auf das Schlachtfeld trieb ihn seine Hel-
denseele. Glücklicherweiser#erfuhren die äußern Verhältnisse seiner Fami-
eine große Veränderung; der Prozeß wurde gewonnen und dem Vater
siel damit das Rittergut Bordenau zu. Nun erlaubte dieser dem
Sohne, sich dem Militairstande zu' widmen, und schickte ihn in die
Militairschule zu Wilhelmstein im Steinhuder-See. Der Stiter dieser
Anstalt, Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, emteckte bald in dem
Jünglinge einen gesunden kräftigen Geist und gewann ihn lieb. Scharn-
horst war das Muster eines unermüdlichen Fleißes. Neben neuern
Sprachen, Geschichte, Geographie, Mathematik, Physik und den Kriegs-
wissens c#aften, die er mit allem Eifer trieb, las er die Schriften großer