Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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wie durch Klugheit, Einsicht, Beharrlichkeit und Edelmuth. Das war 
Hermann von Salza, ein Thüringer. Unter ihm blühete der Orden 
schnell auf. Der Kaiser ernannte ihn zum erblichen Fürsten und 
Großbeamten des deutschen Reiches; dem Orden aber ertheilte er viele 
Geschenke und Vorrechte. Der Papst beschenkte ihn mit einem Ringe, 
als Zeichen des Meisteramtes, und befreite sämmtliche Ordensgüter 
vom Zehnten und von der geistlichen Gerichtsbarkeit. Nun stieg das 
Ansehen des Ordens mit ungeahnter Schnelligkeit. Es galt für eine 
Ehre, ihm anzugehören. Die Zahl seiner Ritter ging in die Tausende. 
Seine Güter erlangten in allen christlichen Ländern und besonders im 
südlichen Deutschlald einen solchen Umfang, daß sie in Comthureien 
und diese wieder in Balleien vereinigt werden mußten. Hermann von 
Salza, nunmehr von fürstlichem Range, nahm den Titel Hochmeister 
an und verlegte seinen Sitz nach Venedig. 
41. Der deutsche Orden in Preußen. 
1227. 
Hermann von Salza ließ den Ruf des Bischofs Christian von 
Preußen nicht unbeachtet. Er sah in dieser Aufforderung für den 
Orden ein neues weites Feld für Glauben, Ehre und Gewinn sich 
eröffnen und versprach, nach reiflicher Ueberlegung, Hülfe zu senden. 
Als Vorboten sandte er zwei Ritter in's Kulmerland, das ihm Konrad 
von Masovien als völlig unabhängige Schenkung angetragen hatte, 
um des Landes Sitten, Gebräuche und Kriegführung zu erforschen. 
Sie wohnten in der ersten deutschen Burg mit dem lieblichen Namen 
Vogelsang, dem späteren Thorn gegenüber. Ihnen folgte bald (1228) 
ein Häuflein von etwa 100 Rittern mit ihren Knechten unter ihrem 
Anführer Hermann Balk. Und diese Männer unternahmen ein Gebiet 
zu erobern, das von eincm tausendfach überlegenen, kräftigen Feinde 
bewohnt wurde, welcher für Sprache, Sitte, Verfassung und den 
Glauben seiner Väter kämpfte. Man weiß nicht, worüber man mehr 
staunen soll, ob über die Kühnheit eines solchen Unternehmens oder 
über den Glaubensmuth und die Todesverachtung, womit die deutschen 
Ritter ihre Heldenthaten vollbrachten. Jener 53jährige, grimmige 
Kampf begann. Die Ritter gingen mit der größten Umsicht und
	        
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