Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern.

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8. Goldene Regeln zur guten Führung eines Haushalts. 
1. Kaufe nie etwas ohne vorher genau zu überlegen, ob es notwendig ist. 
Ohne Uberlegung Geld auszugeben, ist ebenso schlimm als auf der 
Straße Geld zu verlieren. Darum darf man die kleinste Ausgabe nicht un- 
besonnen machen und sollte es sich auch nur um wenige Pfennige handeln. 
Kommt die Lust etwas zu kaufen, dann muß man sich immer erst fragen: 
Ist das auch notwendig, oder — kann ich's noch entbehren? Weder von 
einem zudringlichen Hausierer noch durch billigere Preise auf einem Aus- 
verkaufe oder einer Versteigerung darf man sich verleiten lassen unnötige 
Sachen zu kaufen. Allerdings soll man bei jedem Einkaufe überlegen: 
Wo und wie komme ich am billigsten zurecht? Aber man muß auch be- 
achten, daß das auffallend Billige meistens schlecht ist und deshalb sehr 
teuer wird. Kleider, Stiefel, Wäschestücke, die doppelt so lange halten wie 
andere, machen sich doppelt bezahlt. Der niedrige Preis kommt nur dann 
in Betracht, wenn man von der Güte und Dauerhaftigkeit der Sache über- 
zeugt ist. Vor allem aber muß das bloß Wünschenswerte immer vor dem 
Votwendigen zurücktreten. Pünktlich Miete zahlen, Brot im Schranke, 
Ol auf der Lampe, Kohlen im Kasten haben ist notwendiger als vieles andre; 
hiefür muß zuerst gesorgt sein, ehe man an weniger notwendige, bloß wün- 
schenswerte Dinge denken darf. 
2. Derzeichne jede, auch die kleinste Ausgabe im Ausgabebuche! 
Wer nicht gerne rechnet, wird niemals gut haushalten lernen, eben- 
sowenig, wer nicht gerne und genau alles aufschreibt. Eine klare Ubersicht 
über die wirklichen Bedürfnisse der Haushaltung ist nicht möglich ohne 
alle Ausgaben aufzuschreiben. Man muß immer noch einmal nachsehen 
können, was man in dieser oder jener Woche gebraucht hat und was man 
für einzelne Sachen bezahlen mußte. Wenn man nicht alles ausfschreibt, 
dann ist Überlegen, Berechnen, UÜberschauen des Notwendigen und also 
auch ein sparsames Haushalten nicht möglich. 
Un sich das genaue Ausschreiben zu erleichtern, muß man eine Schreib- 
tafel oder ein Notizbuch zur Hand haben und sein Ausgabebuch gut ein- 
richten. In Geldsachen soll man sich auf sein Gedächtnis nicht zu viel ver- 
lassen. Jede Ausgabe, die im Laufe des Tages gemacht worden ist, wird 
sofort kurz aufgeschrieben und diese Aufzeichnungen werden jeden Abend 
ins Ausgabebuch eingetragen. 
5. Schau' in die Zukunft und behalte notwendige Ausgaben stets im Auge! 
Keine für die Haushaltung nötige Ausgabe darf uns unverhofft ent- 
gegentreten und alles, was in nächster Zeit für Miete, Kleider, Schuhe 
und andere Anschaffungen nötig ist, müssen wir immer im Auge behalten. 
erden derlei Ausgaben dringend und kommen sie unerwartet, dann
	        
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