Full text: Lesebuch für Landwirtschaftliche Winterschulen und ähnliche Anstalten im Königreich Bayern.

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Art, Schiffer, Soldaten, Wanderer, Gebirgsreisende, ferner solche, die zu 
Erkältungen neigen, wohl daran tun, wenn sie auf bloßem Körper wollene 
oder halbwollene, lockere Stoffe tragen. Der Unterschied zwischen baum— 
wollenen und Leinenhemden ist gesundheitlich nicht bedeutend. Der Ge- 
brauch der wollenen oder halbwollenen Unterhemden ist sehr verbreitet; 
allein häufig wird ihr Nutzen durch einen Mißbrauch wieder abgeschwächt. 
Es tragen nämlich viele dieses Unterhemd bei Tag und Nacht und geben 
es zu selten in die Wäsche. Die gleichmäßige Wärme des Bettes macht nur 
ein leinenes oder baumwollenes Hemd als Nachtbekleidung erforderlich. 
Ferner ist es notwendig, während des Schlafens von allen enganliegenden 
Kleidungsstücken befreit zu sein, besonders aber von solchen, welche noch 
mit den Schlacken des Tages oder gar der Woche beladen sind, und endlich 
gewährt das wollene Unterhemd, wenn es die Hautausdünstungen der Nacht 
in sich aufgenommen hat, am Morgen weniger Schutz, als wenn es während 
der Nacht der freien Einwirkung der Luft ausgesetzt geblieben war. 
Wie es für die Gesundheit unserer Wohnungen notwendig ist, daß 
die Poren unserer Wände rein und frei mit Luft und nicht mit Wasser, 
Schmutz und Pilzmassen erfüllt sind, so müssen auch die Poren unserer 
Kleider rein und luftig bleiben. Sie sind fortdauernd mannig- 
facher Verunreinigung von außen und innen ausgesetzt. Sie nehmen von 
unserer Haut auch die abgestoßenen Hautschüppchen, Hauttalg u. a. mit. 
Daraus folgt, wie wichtig das Reinhalten der Kleider, das starke Klopfen, 
Ausstäuben, Lüften und Waschen derselben auch für unsere Gesundheit 
ist. Alle unmittelbar den Körper umgebenden Kleidungsstücke insbesondere 
müssen waschbar sein und möglichst oft in die Wäsche gegeben werden. Klei- 
der, Wäsche und Betten von Kranken darf man niemals weiter verwenden, 
ehe sie sorgfältig gereinigt und wirksam desinfiziert worden sind. Bei 
ansteckenden Krankheiten vermitteln sie sehr häufig die Weiterverbreitung. 
Je rauher ein Stoff, um so leichter nimmt er Staub und auch Ansteckungs- 
stoff in sich auf. Glatte, helle, waschbare Überkleider sind daher die geeignet- 
ste Tracht bei der Krankenwartung. 
Vuoon chemischen Giften, welche Kleiderstoffen anhaften können, 
ist das Arsenik am häufigsten Ursache von Erkrankungen geworden. Man 
hat beobachtet, daß rote Strümpfe, die mit arsenikhaltigem Anilinrot ge- 
färbt waren, Ausschläge an den Füßen bewirkten. Ahnliches hat man auch 
an der Stirn durch das Hutfutter entstehen sehen. 
Wenn wir auch dem Körper den notwendigen Schutz gegen die Kälte 
gewähren müssen, so ist ein Ubermaß vom übel, weil die Haut dadurch 
allzu empfindlich gemacht wird. Am schädlichsten aber wirkt der plötzliche 
Wechsel der Wärme. Wenn wir aus einem überfüllten Versammlungs- 
raum, in dem eine heiße, feuchte Luft unsere Haut bis zur äußersten Grenze 
gerötet und mit Schweiß bedeckt hat, ohne wärmere Bekleidung in die Luft 
hinaustreten wenn wir beim Feuerlärm aus dem warmen Bette auffahren 
und unverhyüllt uns schnell zum offenen Fenster hinauslehnen, wenn wir 
nach anstrengender Wanderung den heißen, feuchten Rücken ohne Mantel 
gegen ein nasses, kaltes Gemäuer ftützen in gahen wir Veranlassung zu den
	        
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