VIII Vorwort
Doch nicht nur den großen Staatsmann will ich schildern, auch
den Menschen Bismarck möchte ich deutschen Herzen nahe führen in
seinem geheimnisvollen Werden, wie er in seinem Glauben, in seiner
Liebe und in seinem echt deutschen Familiensinn und Heimatsgefühl die
starken Wurzeln seiner staatsmännischen Kraft und seines weltgeschicht-
lichen Wirkens gefunden und zu einer Persönlichkeit sich entfaltet hat,
die ein Muster der Nacheiferung seinem Volke geworden ist und
dessen politischem Urteil höhere Gesetze als Erbgut hinterlassen hat.
Dieser Bismarck möge wieder aufleben in einer schlichten Bio-
graphie, die wie jede echte Biographie eines großen Mannes zur
Huldigung für den Genius wird, die aber nicht mit des Verfassers
eigener Sprache prunken will, sondern, soweit es irgend möglich ist,
die Sprache und den Stil des großen Mannes selber spricht als
Träger seines Wesens, seines Denkens, Fühlens und Wirkens,
wie sie in seinen Gedanken und Erinnerungen, in seinen wunder-
vollen Briefen, in seinen wandernden Worten lebhafter Unter-
haltung und in seinen großen Reden sich widerspiegeln. Bei keinem
Staatsmann ist das so möglich, weil bei keinem das eigene Wort
in geselligem Verkehr, in Brief und Rede so die Arbeit des Lebens
begleitet, daß eine Biographie fast zur Selbsibiographie werden kann.
So gebe denn das Buch in ernsten Tagen hinaus. Es trägt
in seinen letzten Abschnitten das Gepräge der gewaltigen Zeit an
sich. Die große Rede vom S. Februar 1888 und ihre Wirkung
wurden niedergeschrieben, als der Krieg sich wie ein drohendes
Gewitter Deutschland näherte; das letzte Kapitel in den ersten
Tagen des August, als das „ganze Deutschland von der Memel
bis zum Bodensee wie eine Pulvermine aufbrannte und von Ge-
wehren starrte“, als der furor teutonicus durch diese Lande zog-
und der Geist Bismarcks aus dem Sachsenwalde erwachte, um
uns zu Krieg und zu Sieg zu führen. Das walte Gott.
Berlin, im November 1014.
Adolf Marthias