Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 1074 — 
schwarzen Hunden einen hohen, jetzt versunkenen Wartturm, den 
kein männliches Wesen betreten durfte; und auch den Frauensleuten 
war das obere Zimmer verschlossen. Dort soll er den Teufel be- 
schworen haben. Zweimal im Jahre verließ der Alte die Burg 
und Rehrte erst nach einigen Wochen von seiner geheimnisvollen 
Reise wieder zurück. Einstmals aber brachte er eine verschleierte 
junge Dame von großer Schönheit mit sich. Er selbst führte zwar 
sein Einsiedlerleben weiter, aber im Schlosse Rehrte jetzt häufig der 
Lehnsherr aus Hohnstein ein, blieb auch oft über Nacht da und 
suchte die Gunst des Fräulein Bertha, so hieß die Jungfrau, zu 
gewinnen. — Ungefähr nach Verlauf eines Jahres, als eben der 
von Duba wieder anwesend war, Rkam das Fräulein um Miitter- 
nacht aus ihrem Gemache zu dem Alten in den Turm gestürzt. 
Daraufhin übergab dieser einem sicheren Manne ein Patet mit der 
Weisung, es zum Pfarrer nach Hohnstein zu tragen, und bald 
darauf geschah ein furchtbarer Knall, und Turm und Schloß lagen 
in Trümmern. Der Alte und das Fräulein waren verschwunden, 
weil sie wahrscheinlich der Gottseibeiuns geholt hatte, den MRitter 
aber fand man in ihrem Schlafzimmer, von einem Dolche das Herz 
durchbohrt. Noch heute soll man den Alten um die Miitternachts- 
stunde mit seinen Hunden unter den alten Mauern umherwandeln 
sehen; auch das Fräulein soll dann mit einem blutigen Dolche ihm 
folgen und sich gar traurig gebärden. 
Die ganze Aufklärung hat aber in dem Patkete gestanden, 
das der Alte dem Pfarrer nach Hohnstein geschicht. Er ist nämlich 
ein Sterndeuter gewesen, der dem Ritter von Hohnstein einst ver- 
kündet, daß sie beide in einer Stunde sterben würden. Der Duba 
hatte später des Sterndeuters Weib verführt, und diese war von 
ihrem Gatten erdolcht worden. Ihr Kind aber, ein schönes Mlädchen, 
ließ er in Olmütz in Zucht und Ehren erziehen. Inzwischen erhielt 
er durch Unterhandlungen mit dem Duba das Goßdorfer Schloß 
und rächte sich nun hier an ihm, indem er ihm später seine eigene 
erwachsene Tochter in die Arme führte. Das fromme Mädchen 
aber durchbohrte ihn mit dem nämlichen Dolche, der ihre Mutter 
getötet. Dem Sterbenden entdeckte der Alte das Geheimnis und 
sprengte dann die Burg in die Luft.
	        
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