Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 250 — 
Holze stehe, und wenn man in diesen haue oder schneide, so ver— 
wachse die Stelle sogleich wieder, wer aber hineinhaue, der müsse 
noch dasselbe Jahr sterben. Da hat sich einmal ein kecker Wage— 
hals über Nacht darauf binden und in das Zimmer sperren lassen, 
ist aber in derselben also gemartert und gepeinigt worden, daß er am 
Morgen keinem Menschen mehr gleich gesehen, auch hat er auf der 
Erde und der Tisch auf ihm gelegen. Es soll aber auf diesem 
Tische einst der heilige Bartholomäus geschunden worden sein. 
321. Der Totenkopf zu Batzdorf. Drei Sagen.) 
Gräße, Bd. I, Ar. 62; poetisch behandelt von Hofmann, das Mieißner 
;iederland, S. 585 ff. und von Ziehnert, S. 342 ff., der aber die Be- 
gebenheit in das ebenfalls zu Scharfenberg gehörige Vorwerk Pegenau 
setzt. In Prosa erzählt von Winter in der Constit. Zeitung. 1852. 
31. Oktober, S. 1043 ff. 
Auf dem Mittergute Batzdorf, welches auf steiler Höhe zwischen 
Siebeneichen und Scharfenberg liegt, sah man früher in dem so- 
genannten Kornhause, einem Wirtschaftsgebäude, einen verwitterten, 
an eine Kette angeschlossenen Totenkopf in einer schrankartigen 
Vertiefung stehen (jetzt soll derselbe in Stücken in einer vergitterten 
A-ische des Torweges von Schloß Scharfenberg zu sehen sein), von 
dem folgende schaurige Geschichte erzählt wird. Es versah im 
dortigen Rittergute einst ein Ochsenjunge" einige Zeit die Stelle 
eines Küchengehilfen und zeigte sich stets als ein anstelliger, 
ordentlicher Arbeiter. Da kommt eines Tages dem HKoche ein 
silberner Löffel weg, und da er sich nicht wiederfindet, so schöpft 
man Verdacht auf den Jungen, bringt ihn auch, da er nichts ge- 
stehen will, auf die Folter, und als er hier vor Schmerzen sich 
schuldig bekennt, wird er zur Hinrichtung verurteilt. Als er nun 
  
* Vach einer andern Sage war es der Sohn eines Freundes des 
Burgherrn, den dieser nach dem Tode des Vaters bei sich aufgenommen 
hatte und seinem eigenen Sohne vorzog, der dann aus Rache den Siegel- 
ring seines Vaters entwendete und in die Truhe des fremden Junkers 
verbarg. Das Weitere stimmt überein, nur daß noch hinzugefügt wird, 
der verräterische Jüngling habe, als er den Totenkopf, der nicht wieder 
weichen wollte, beständig vor Augen gehabt, aus Verzweiflung seinem 
Leben durch einen freiwilligen Sprung vom Felsen herab ein Ende gemacht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.