Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 379 — 
ganz klein wenig Wasser war. Als er da hinüberging, packte 
ihn die Wasserfrau, tauchte mit ihm unter und ertränkte ihn in 
der Pfütze 
499. Die Wassermannsfrau und die Wehmutter. 
Gräße, Bd. II, Ar. 788; A. Laus. Mag. 1842; Anh. S. 74. 
Es ging einmal in der Gegend des nach Bautzen gehörigen 
Dorfes Groß-Döbschütz eine Wehmutter am See vorüber. Da be- 
gegnete ihr eine große Kröte. Die Kröte saß traurig am Ufer und 
sah die Wehmutter mit betrübten Augen an und bat sie, sie möchte 
doch mit ihr gehen, ihre Herrin sei in Kindesnöten und wolle ge- 
bären, sie würde sie gewiß reichlich belohnen. Die Wehmutter be- 
dachte sich ein Weilchen, dann sagte sie: „Jal ich will mit dir gehen, 
führe mich nur!“ Da sprang die Kröte sofort ins Wasser, das 
Wasser teilte sich und zeigte eine breite Treppe. Auf der Treppe 
aber stand ein junges Mädchen, das sagte ganz freundlich zu der 
Wehmutter: „Steige nur getrost hinab, es wird dir kein Leid wider- 
fahren!“ Denn die Frau fürchtete sich. Doch sie stieg hinab ins 
Wasser, dasselbe schloß sich wieder über ihr und nun gelangte sie 
an der Hand ihrer Führerin in einen wunderschönen Palast von 
lauter durchsichtigen und glänzenden Kristallen, und es war alles 
sehr schön und prachtvoll eingerichtet, und auf einem seidenen Ruhe- 
bette lag eine wunderschöne Frau in Kindesnöten. Als alles vor- 
über war, da erzählte die Wöchnerin der Wehmutter, sie habe einst 
im See gebadet, da habe sie der A#x geraubt; anfänglich habe sie 
sich vor ihm gefürchtet, aber hernach sei sie seine liebe Frau ge- 
worden. Einmal kam auch der Aix ins Wohnzimmer, liebkoste die 
Frau und das Kind und belohnte die Wehmutter sehr reichlich, und 
außerdem ward sie da unten fürstlich bewirtet. Als alle Gefahr 
vorüber war, führte das junge Mädchen die Wehmutter wieder auf 
die Oberwelt, und das Wasser schloß sich wieder hinter ihr. Von 
ihrem reichlichen Lohne aber hat sie lange gelebt. 
* Dasselbe erzählt man von der Wasserfrau bei Rothenburg (siehe 
Haupt, Bd. I, S. 50).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.