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ganz klein wenig Wasser war. Als er da hinüberging, packte
ihn die Wasserfrau, tauchte mit ihm unter und ertränkte ihn in
der Pfütze
499. Die Wassermannsfrau und die Wehmutter.
Gräße, Bd. II, Ar. 788; A. Laus. Mag. 1842; Anh. S. 74.
Es ging einmal in der Gegend des nach Bautzen gehörigen
Dorfes Groß-Döbschütz eine Wehmutter am See vorüber. Da be-
gegnete ihr eine große Kröte. Die Kröte saß traurig am Ufer und
sah die Wehmutter mit betrübten Augen an und bat sie, sie möchte
doch mit ihr gehen, ihre Herrin sei in Kindesnöten und wolle ge-
bären, sie würde sie gewiß reichlich belohnen. Die Wehmutter be-
dachte sich ein Weilchen, dann sagte sie: „Jal ich will mit dir gehen,
führe mich nur!“ Da sprang die Kröte sofort ins Wasser, das
Wasser teilte sich und zeigte eine breite Treppe. Auf der Treppe
aber stand ein junges Mädchen, das sagte ganz freundlich zu der
Wehmutter: „Steige nur getrost hinab, es wird dir kein Leid wider-
fahren!“ Denn die Frau fürchtete sich. Doch sie stieg hinab ins
Wasser, dasselbe schloß sich wieder über ihr und nun gelangte sie
an der Hand ihrer Führerin in einen wunderschönen Palast von
lauter durchsichtigen und glänzenden Kristallen, und es war alles
sehr schön und prachtvoll eingerichtet, und auf einem seidenen Ruhe-
bette lag eine wunderschöne Frau in Kindesnöten. Als alles vor-
über war, da erzählte die Wöchnerin der Wehmutter, sie habe einst
im See gebadet, da habe sie der A#x geraubt; anfänglich habe sie
sich vor ihm gefürchtet, aber hernach sei sie seine liebe Frau ge-
worden. Einmal kam auch der Aix ins Wohnzimmer, liebkoste die
Frau und das Kind und belohnte die Wehmutter sehr reichlich, und
außerdem ward sie da unten fürstlich bewirtet. Als alle Gefahr
vorüber war, führte das junge Mädchen die Wehmutter wieder auf
die Oberwelt, und das Wasser schloß sich wieder hinter ihr. Von
ihrem reichlichen Lohne aber hat sie lange gelebt.
* Dasselbe erzählt man von der Wasserfrau bei Rothenburg (siehe
Haupt, Bd. I, S. 50).