Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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Präsenzziffer des vorigen Jahres, und würde in Folge des ausschlaggebenden 
Votums des Kaisers immer in Geltung bleiben, selbst wenn, was nicht 
denkbar ist, die Majorität des Bundes dagegen stimmte. Die verbündeten 
Regierungen werden aber vollkommen einstimmig sein, und ein solches Gesetz 
wird nie und in keinem Jahre zu Stande kommen, welches uns eine un— 
zulängliche Armee durch das Budget oktroyiren wollte. Ich weiß nicht, 
warum Sie ein Bedürfniß haben, diese Krisen, die sich daran knüpfen, häufiger 
hervorzurufen, als sie nach dem Kompromiß alle 7 Jahre stattfinden. Wir 
haben dieses Bedürfniß nicht; wir wünschen keine Krisen und keine Konflikte; 
wir wünschen an dem Kompromiß festzuhalten, der da ist. Ueber dieses 
hinaus werden wir uns aber nicht treiben lassen. Wir halten unbedingt an 
dem vollen Septennat fest und an der ganzen Vorlage, wie wir sie gemacht 
haben, und weichen keinen Nagel breit davon ab. (Bravol rechts.) 
Das deutsche Heer ist eine Einrichtung, die von den wechselnden Ma- 
joritäten des Reichstages nicht abhängig sein kann. Wer bürgt uns denn 
dafür, daß eine Majorität, die sich auf so heterogene Weise zusammensetzt 
wie die jetzige, eine dauernde sein werde? Daß die Fixirung der Präsenz- 
stärke von der jedesmaligen Konstellation und Stimmung des Reichstages 
abhängen sollte, das ist eine absolute Unmöglichkeit. Streben Sie doch nicht 
nach solchen Phantafiegebilden, meine Herren! (Bravol rechts.) Ohne 
unser deutsches Heer, eine der fundamentalsten Haupteinrichtungen und 
Grundlagen, ohne das Bedürfniß der gemeinsamen Vertheidigung gegen 
auswärtige Angriffe wäre der ganze Bund, auf dem das Deutsche Reich 
beruht, gar nicht zu Stande gekommen. Vergegenwärtigen Sie sich das 
immer, wenn Sie diese Hauptbedingung seiner Existenz ihm unter den 
Füßen wegziehen und es gefährden; denn geschützt sein wollen wir Alle, 
auch Ihre Wähler — rechnen Sie darauf! 
Der Versuch, der mit diesen Anträgen gemacht worden ist, 
den Stand des Heeres von den wechselnden Majoritäten und den 
Beschlüssen des Parlaments abhängig zu machen, also mit anderen 
Worten, aus dem kaiserlichen Heer, das wir bisher in Deutschland 
haben, ein Parlamentsheer zu machen, ein Heer, für dessen Be- 
stand nicht Seine Majestät der Kaiser und die verbündeten Re- 
gierungen, sondern die Herren Windthorst und Richter zu sorgen 
haben (Heiterkeit links), wird nicht gelingen. Mit anderen Worten: 
dieses Streben, wenn Sie es haben, liegt ganz außerhalb aller Mög- 
lichkeit, und allein die Thatsache, die bei diesen Verhandlungen zur Kenntniß 
gekommen, daß es bei uns Leute giebt, die darnach streben, die das für 
möglich halten, verpflichtet uns allein schon, über diese Frage an das Volk, 
an die Wähler zu appelliren, ob das wirklich die Meinung der Wähler ist 
(Bravo!l rechts, Ahal! links). Ja, meine Herren, ahal haben Sie denn 
daran gezweifelt? das wäre ja vollkommen wunderlich (Heiterkeit). Oder daß 
wir an die Wähler appelliren werden, um zu erfahren, ob es wirklich der 
Wille der Wähler ist, daß die Vertheidigungsfähigkeit Deutschlands von der
	        
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