Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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die inneren Angelegenheiten dienen sollten (sehr richtig! rechts), daß man im 
Innern gewissermaßen nicht mehr weiß, wo aus noch ein, daß man in der 
Verlegenheit ist, aus der man sich dadurch zu ziehen sucht, daß man auf 
seinen friedliebenden Nachbar einhaut. Es wäre das namentlich ja möglich, 
wenn in Frankreich eine Regierung von militärischen Neigungen ans Ruder 
käme. (Hört! hört! rechts.) Ich will noch gar nicht sagen: eine militärische 
Diktatur, aber doch eine Regierung, die sich sagte: ich weiß nicht, ob wir 
uns, wenn wir lediglich die inneren Fragen ansehen, hier werden halten 
können; wenn es uns aber gelingt, einen populären Krieg zu entzünden, so 
haben wir immer noch die Chance, daß wir uns halten, wenn wir fiegen; 
werden wir geschlagen, dann ist es nicht schlimmer, als wenn wir so zur 
Abtretung genöthigt werden, und wir haben dann wenigstens die ganze große 
Tragfähigkeit des französischen Patriotismus, der auch für eine geschlagene 
Regierung unter Umständen Partei nimmt, und der sich entzündet, wenn 
Frankreich im Krieg ist. In Frankreich ist eine Redensart: dieser Regierung 
keinen Groschen, und wenn der Feind auf dem Kreuzberg steht! — ja ab- 
solut unmöglich. (Sehr richtig! rechts.) Da stellt sich jeder Franzose; der 
päpstliche Zuave und der Sozialdemokrat dienen alle unter einem Regiment 
sowie das Vaterland in Gefahr ist. Bei uns — ich kanns nicht finden! 
(Unruhe im Zentrum und links.) — Doch? glauben Sie? Ich will es 
abwarten. 
Also diese Möglichkeit liegt doch auch vor. Wenn Napoleon III. den 
Feldzug 1870 gegen uns, einen großen und schweren Krieg, der ihm den 
Thron kostete, — in keiner Weise durch das Ausland genöthigt, unternahm, 
weil er glaubte, daß das seine Regierung im Inlande befestigen würde, — 
warum sollte dann nicht z. B. der General Boulanger, wenn er ans Ruder 
käme, dasselbe versuchen? (Sehr richtig! rechts.) Ich würde ihm gar nicht 
einmal ein Verbrechen daraus machen, ich würde ihn gar nicht einmal be- 
schuldigen, daß er dabei persönlichen Instinkten folge; ich würde immer an- 
nehmen, was ich von jedem französischen Offizier voraussetze — und auch 
von jedem deutschen natürlich —, daß er glaubte, auf diese Weise seinem 
Vaterlande besser zu dienen, als wenn er es unterließe. Ich würde ihm 
persönlich einen Vorwurf nicht machen. Aber das kann uns nicht abhalten, 
uns auch für den Fall einzurichten, daß Frankreich uns nicht überlegen zu 
sein glaubt, aber doch die Chance ausnutzen will, ob eine Regierung sich 
nicht durch einen Krieg noch halten kann, wenn sie durch den Frieden nicht 
haltbar wäre. Napoleon hat das gemacht; warum sollten es seine Nachfolger 
nicht machen; wenn wir uns eine Militärdiktatur in Frankreich als möglich 
denken — und sie ist so oft dagewesen — warum sollte es nicht sein? 
Nachdem ich einmal das Wort genommen habe, möchte ich dem Herrn 
Vorredner noch auf eine Frage erwidern, die er sich nicht angeeignet hat, 
aber die er doch wiederum gestellt hat: warum eigentlich das Ende des 
Septennats nicht abgewartet werde. Nun, es ist ja das eigentliche Septennat 
an sich doch mit der Augmentation, die wir haben wollen, nur eine Berech-
	        
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