Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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ausbrechenden Krieges zu. (Bravo! rechts, Unruhe links und im Centrum.) 
Der Herr Abgeordnete hat ferner — er hat die finanzielle Frage nur 
leicht gestreift — Bezug genommen auf die schwere Lage, in der wir uns 
doch besonders hüten sollten. Zu deren Beleuchtung habe ich ein kleines 
Material hier mit; das ist eine Statistik über die Situation der Sparkassen 
in Preußen und über die Steigerung der Einlagen in den Sparkassen seit 
1878, also seit die jetzige Gesetzgebung über den Schutz der inländischen Arbeit 
in Geltung ist. Ich erlaube mir Ihnen darüber einige Mittheilungen zu 
machen, die Ihnen die Ueberzeugung geben werden, daß es so ganz schlecht 
mit dem Fortgang unserer Wohlhabenheit doch nicht bestellt ist. Nur die 
weniger Begüterten legen ihre Ersparnisse in den Sparkassen an, der Reichere 
legt sie in Papieren an und möglichst in den fremdartigsten, vom Orient 
oder von Amerika, mancher auch in deutschen Konsols; bei der Sparkasse ist 
er nicht betheiligt. Etwa 1200 Millionen Rubel sind bei uns in den letzten 
Jahrzehnten in russischen Papieren investirt worden, diese und die Summen, 
die in unzähligen Papieren, inländischen und ausländischen — ich will keine 
nennen, um Niemanden zu ärgern — angelegt sind, sind ja sehr viel größer, 
als alle die Summen, die in den Sparkassen sich befinden. In die Spar— 
kassen legt im Allgemeinen nur der Arbeiter und der bänerliche Besitzer, der 
Handwerker ein. Wenn Sie mir gestatten, Ihnen zu sagen, wie diese Ein— 
lagen seit 1878 sich gesteigert haben, so werden Sie zugeben, daß ein Rück- 
schritt und ein sehr brennender Nothstand nicht vorhanden ist. Im Jahre 
1878 betrugen die gesammten Einlagen in den Sparkassen 1385 Millionen 
Mark im preußischen Staate. Wenn ich annehme, daß der preußische Staat 
sich zum Deutschen Reich verhält, wie 3:5 — ich weiß im Augeublick 
das Verhältniß nicht genau —, so können Sie sich die Verhältnißzahlen, 
wie sie für das Deutsche Reich gelten, ungefähr ausrechnen; denn im 
Ganzen sind die Provinzen des preußischen Staates nicht unbedingt die 
wohlhabendsten im Deutschen Reiche. Also die Einlagen betrugen zur 
Zeit, wie wir die jetzige Gesetzgebung über den Schutz der deutschen 
Arbeit einführten, 1385 Millionen. Die Gesammteinlagen betragen 
heute 2261 Millionen Mark in runder Summe, sie haben sich also seit der 
Zeit von 1878 gesteigert um 975 Millionen. Pro Kopf, jeden Säugling 
eingeschlossen, kamen an Sparkasseneinlagen im Jahre — bis dahin läuft 
meine Berechnung — in runder Summe 80 4 Das macht also, wenn 
man eine Familie durchschnittlich aus vier oder fünf Mitgliedern bestehen 
läßt, ca. 400 auf jede Familie; die hat fie zurückgelegt in der Zeit von 
sieben Jahren, von 1878 bis 1885. Ich will daran weiter keine Bemerkung 
knüpfen als die Behauptung, daß die Angabe des Herrn Abgeordneten Windthorst 
über die schwierige Lage eine Fiktion und eine unrichtige Angabe ist. Alle 
anderen Klassen, abgesehen von denen, die in den Sparkassen die Gewohnheit 
haben einzulegen, den Arbeitern, kleinen Landwirthen und Handwerkern, find 
in demselben Falle. Zu welchem Zwecke wird also die Fiktion immer benutzt 
in der Presse und von den Gegnern der Regierung, als wenn Deutschland
	        
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