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preußische, königlich bayrische, königlich württembergische, königlich sächsische
Armee, die vereinigt sind zu einem Reichsheer—? Das würde ja Ihre Zeit
unendlich ermüden. Mit diesen kleinen Erinnerungen gegen sprachliche Aus-
drücke bringen wir wirklich die Sache nicht vorwärts, mögen Sie die Armee
kaiserliche nennen oder wie, — ich hätte sie monarchische nennen können;
aber das hat auch wieder sein Bedenken — wir haben Republiken in Deutsch-
land, die Hansestädte, und außerdem macht das so den Eindruck, als ob ich
die Armee als rein im Dienst der Monarchie gegen die Demokratie oder
gegen sonst Jemand gedacht hätte —, kurz, ich bleibe dabei — der Herr
Abgeordnete möge es mir nicht übel nehmen — ich werde auch ferner den
Ausdruck kaiserliches Kriegsheer und kaiserliche Armee gebrauchen; ich werde
Niemand damit zu nahe treten und ich glaube, ich habe erläutert, was ich
damit meine. Es ist eine sprachliche Kürze. Wir reden ohnehin beide viel-
leicht mehr, als nothwendig ist. Lassen Sie uns also doch wenigstens den
Vortheil, die Sache etwas abzukürzen. Außerdem wird die Armee doch unter
gewissen Umständen eine rein kaiserliche; einmal sobald Krieg ist, dann
namentlich, sobald von Präsenzziffer die Rede ist. Nach Art. 63, viertes
Alinea, hat der Kaiser die Verpflichtung — ich habe das schon gestern gesagt —
hat der Kaiser den Präsenzstand zu bestimmen, den Präsenzstand der Kon-
tingente des Reichsheeres. Nun, das ist doch eine kaiserliche Funktion, die
in Bezug auf das ganze deutsche Heer geübt wird. Dem Herrn Abgeordneten
ist es vielleicht entfallen, daß das in der Verfassung steht. Es ist überhaupt
eine fleißigere Lektüre der Verfassung zu empfehlen — er hat neulich gesagt,
er könne nicht mehr lesen; aber wenn er sich die Verfassung öfter vorlesen
ließe (Heiterkeit), dann würde er auf den Gedanken nie kommen, daß die
Verfassung auf seiner Seite sei.
Der Herr Vorredner und auch andre Redner haben erwähnt, die Marine
passire doch in jedem Jahre ganz ruhig die Scylla und Charybdis der Be-
willigung. Ich habe schon gesagt: das ist erfreulich. Ich möchte aber doch
auch sagen, wie der franzöfische Dachdecker: cela va bien, pourvu que cela
dure. Wenn Sie auf den Gedanken kommen sollten, uns Schiffe auf ein
Jahr oder drei Jahre zu bewilligen, die nachher wieder im Aufstrich zu ver-
kaufen sind oder wieder abzuschaffen oder wieder abzulehnen, dann würde
auch die Glätte, mit der bisher die Marinebudgetverhandlungen sich entwickelt
haben, doch sehr bald aufhören. Ich weiß nicht, warum Sie zu Wasser
koulanter und militärisch einsichtiger find als zu Lande. Aber hier sind wir
nun einmal zu Lande, und ich kann mich auf Ihre Liebenswürdigkeit und
Urtheilsfähigkeit, die Sie zu Wasser entwickeln, nicht einlassen. (Heiterkeit.)
Die kürzeren Fristen haben alle den Hintergedanken, die Entscheidung
über die Stärke des Heeres nicht nur in die Majorität des Reichstages zu legen,
sondern den Irrthum, die Legende zu erzeugen, als ob fie bereits in dem-
selben läge. Sie wollen unvermerkt unter dem Vorwand, daß Sie es immer
gehabt hätten, eine Besitzergreifung vollziehen. Die würde vollzogen sein,
wenn wir uns jetzt von unserer traditionellen Vorlage des Septennats durch