101
gewesen war. Dieser hatte es erkauft, wenigstens Thüringen
hatte er von dem unnatürlichen Vater erhandeltz aber Kaiser Al-
brecht hatte eigentlich gar keine gegründeten Ansprüche. Dennoch
raubte und sengte er in Friedrich's und Diezmann's Erbtheil und
drang vor bis ins Altenburger Land. Dort geschah die ewig merk-
wurdige Schlacht bei. Lucka, wo Gott mit der gerechten Sache war
und das schwerbedrängte Wettinerland der Gefahr des Untergangs
entging. Albrecht mit seinen Schwaben mußte eilends die Flucht
ergreifen und sich nach Böhmen zurückziehen. Doch wäre er sicher
mit größerer Macht wiedergekommen, wenn ihn nicht schon im fol-
genden Jahre ein schnelles Ende ereilt hätte. Der Kaiser hatte seinen
Vetter, dem er sein Erbtheil nicht ausliefern mochte, hart beleidigt.
Dieser verband sich mit mehren andern Rittern zur Rache gegen den
Kaiser. Am 1. Mai 1308 wollte Albrecht auf sein Schloß Rhein-
felden ziehen, wurde aber unterweges von den Verschworenen meuch-
lings angefallen und durch Dolchstiche und Schwertstreiche getödtet.
Ein armes Weib suchte seine fliehenden Lebensgeister noch zu erhal-
ten, aber umsonst; der Kaiser Deutschlands starb elend in einem
Kornfelde.
2. Mai.
Schlacht bei Lützen und Grofsgörtchen.
Eine der letten Schlachten, die der größte Feldherr unsrer Zeit
lieferte, die Schlacht bei Lützen siel am heutigen Tage zwischen Na-
poleon und den Russen und Preußen vor. Napoleon war im schreck-
lichen Winter 1812 bis 1813 in den Eisfeldern Rußlands vom
traurigsten Mißgeschick ereilt, seine gewaltige Armee war ruhmlos
begraben, seine Macht unglaublich erschüttert worden. Die Preußen,
die ein Jahr vorher mit ihm nach Rußland gegangen waren, standen
jebt im Verein mit den Russen gegen ihn auf, um die Schmach der
lehten sechs Jahre zu rächen. Ende April rückte ihnen jedoch Napo-
leon mit eiuer neugeworbenen Armee entgegen, und in der Gegend,
wo vor neunhundert Jahren der große Heinrich, und vor zweihundert
Jahren der glorreiche Gustav Adolph gestritten hatten, kam es am
2. Mai 1813 abermals zu einem großen Kampfe. Gegen zweihun-
dert und funfzigtausend Mann standen hier wider einander, alle
kampfbegierig, die einen, um das lange getragene Joch vollends zu
zerbrechen, die andern, um den jüngst erlittenen. Schimpf zu tilgen.
Mit großer Tapferkeit und Erbitterung ward von beiden Seiten ge-
kämpft: die jungen, nie versuchten Krieger der Preußen und die sieb-