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31. Jannar.
Abenteuer des Grakfen Mloritz von Sachsen.
Graf Morißz von Sachsen war unter August dem Starken Be-
fehlshaber eines Regimentes Sachsen, das damals, als Polen zu
Sachsen gehörte, in Polen stand. Doch gesiel es dem jungen
Grafen wenig in Polen, und er hielt sich lieber in Dresden auf.
Einst aber kam die Nachricht nach Dresden, die Polen hätten sich empört
und viele sächsische Soldaten ermordet. Da machte sich Moritz sogleich
auf, um an die Spitze seines Regiments zu treten. Er war damals
neunzehn Jahre alt und hatte auf der weiten, gefährlichen Reise nur
fünf Officiere und zwölf Diener zu Begleitern. Am 31. Januar 1715
kam er in dem polnischen Dorfe Crachnitz an und nahm sein Quartier
in einem elenden Wirthshause. Da sprengen auf einmal achthundert
polnische Dragoner ins Dorf, die in Graf Moriß den Feldmarschall
Flemming vermuthen, den sie gern in ihre Gewalt bekommen wol-
len. Sie umzingeln das Haus und wollen eindringen. Doch Graf
Morißz läßt von dem obern Gestock aus durch in die Decke gebohrte
Löcher auf die Eindringenden feuern, und als sie doch wagen, die
Treppe hinanzusteigen, greift er sie vom Stalle aus im Rücken an
und zwingt sie, eiligst das Haus zu verlassen. So schlägt er mit
seinen siebzehn Begleitern mehre Angriffe der erbitterten Polen ab,
und wenn sie Abgesandte an ihn abschicken, läßt er auch diese mit
Kügeln zu Boden strecken. Endlich bricht über dem Kampfe die Nacht
herein, und nun faßt der verwegene Moritz den Plan, sich mit seinen
Getreuen durch die Masse der Feinde durchzuschlagen und nach Sen-
domir, wo Sachsen ihr Standquartier hatten, zu eilen. Der Man
gelingt: das Glück ist den Kühnen günstig; sie erreichen unange-
fochten ihre sächsischen Brüder.
1. Februar.
Sidonia gstirbt.
Am ersten Februar 1510 starb Zedona oder Sidonia, die Ge-
mahlin Albrecht's des Beherzten, welcher der Stifter der Albertinischen
Linie war. Sie war eine Tochter des böhmischen Königs Georg und
wurde mit Herzog Albert schon in ihrem zehnten Jahre vermählt.
Von acht Kindern, die sie gebar, starben vier frühzeitig wieder;
Georg der Bärtige aber und Heinrich der Fromme sind Cuch als regie-
rende Herzöge in den Albertinischen Ländern rühmlich bekannt. Fast
vierzig Jahre lebte sie in glücklicher Ehe, eifrig beschäftigt mit der