XIII
weise konnten Lieder, die sonst mit Sicherheit aus
der Sammlung ausgeschlossen worden wären, ein ganz
anderes Ansehen gewinnen, indem sie nämlich bei
Leuten vorgefunden wurden, für die es nach ihrer
Lebensweise und ihrem Bildungsgrad überhaupt keine
andere Vermittlung gab, als die von Mund zu Mund.
Und was so nur mündlich fortgepflanzt wird, ist in einem
gewissen Sinne immer volksthümlich. Aus leicht be-
greiflichen Gründen konnte ja überhaupt bei dieser
Sammlung der Begriff des Volksthümlichen nicht in
seinem allerstrengsten Sinne genommen werden, nicht
in dem Sinn, daß die tiefste Poesic und das echt
Volksmäßige fast einunddasselbe bedeuten. Diesen ge-
nauesten Maßstab anzulegen, bleibt anderen, anthologisch
verfahrenden Werken vorbehalten; eine landschaftliche
Volksliederausgabe hat vielmehr den Zweck, möglichst
vollständig alles das zu bieten, was in Liedform dem
Volkscharakter der Landschaft entspricht, und muß sich
begnügen, für jene Blüthenlesen die eine oder andere
duftige Blume beisteuern zu können.
Die Form der Lieder ist möglichst unverfälscht
festgehalten, so auch das in mancher Nummer er-
kennbare Schwanken zwischen schriftdeutscher und
dialektischer Sprache. Aus Rücksicht darauf, daß diese
Sammlung keinen wissenschaftlichen Zweck verfolgt,