Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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als er zuerst zum Abgeordneten gewählt wurde. Das war 
1847, als Friedrich Wilhelm IV. den „vereinigten Landtag“ 
zusammenberief, mit dem er den ersten Versuch machte, seine 
Preußen zum Ratgeben heranzuziehen. 1848 wurde eine 
„Nationalversammlung“ gewählt, zu der Otto von Bismarck 
nicht gehörte; aber 1849 nannte man die Abgeordneten wieder 
anders; man nannte sie „zweite Kammer“, während das 
Herrenhaus die „erste Kammer“ war. In diese „zweite 
Kammer“ wurde auch Bismarck gewählt. Der König wurde 
schon früh auf ihn aufmerksam, weil Otto von Bismarck zu 
den ersten gehörte, die die Berliner Märzrevolution von 1848 
für ein Unglück und für ein unwürdiges Ereignis erklärten, 
als noch alle klugen und gebildeten Leute meinten, daß 
wenigstens ein bißchen Revolution in einem großen Staate 
anstandshalber gemacht werden müsse, und daß deshalb die 
Märzkämpfer ganz gut getan hätten, Revolution zu machen, 
obwohl der König schon vorher alles bewilligt hatte, was 
man durch die Revolution erzwingen wollte. Damals gab 
es nur wenig Leute, die offen aussprachen, daß jede Revolution 
ein Unglück ist; und zu diesen wenigen gehörte Otto von 
Bismarck. 
Im Jahre 1851, also als er 36 Jahre alt war, wurde 
Bismarck preußischer Gesandter am deutschen Bundestag in 
Frankfurt am Main; dort lernte er den Deutschen Bund kennen, 
von dem alle etwas haben wollten und für den keiner etwas 
tun wollte; dort dachte er sich aus, wie Deutschland anders 
eingerichtet werden mußte. Der König wollte ihn schon damals 
mehrmals zum Minister machen, aber Bismarck blieb lieber in 
Frankfurt, wo er damals Preußen noch mehr nützen konnte. 
1859 wurde er Gesandter in Petersburg, 1862 in Paris, wo 
ihn Napoleon III. genau kennen lernte, doch aber nicht genau 
genug. Dann kam der Konflikt; 23. September 1862 wurde 
Bismarck vorläufig, 8. Oktober endgiltig zum ersten Minister
	        
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