— 23 —
zuerst durch den russischen Winter, in dem ihm eine halbe
Million seiner besten Soldaten umkam, und dann besonders
durch das preußische Volk, das er wenige Jahre vorher besiegt
und unterworfen hatte und das nun den letzten Blutstropfen
daran setzte, um den Feind zu vernichten. Wie nun aber
Napoleon besiegt war, da jagten ihn die Franzosen weg und
nahmen den Bruder ihres hingerichteten Königs wieder zum
König. Fünfzehn Jahre später aber machten sie wieder Re-
volution und setzten einen entfernten Verwandten des Königs,
Ludwig Philipp, zum König ein, den sie dann 1848 wieder
wegjagten. Dann versuchten sie es drei Jahre lang mit der
Republik und dann wieder mit einem Kaiser. Den setzten sie
1870 ab, als er im Kriege von den Deutschen gefangen wurde,
und seitdem sind sie wieder Republik.
Im Jahre 1848 wollten aber die Deutschen gern auch
etwas Revolution haben. Man nahm den Landesherrn be-
sonders übel, daß sie kein deutsches Reich zu Stande brachten,
und dachte, wenn man Revolution machte, wie die Franzosen,
dann würde man rasch ein deutsches Reich bekommen. An-
fangs ging das auch ganz gut; es wurden in ganz Deutsch-
land Abgeordnete gewählt, die in Frankfurt am Main in der
Paulskirche zusammenkamen und sich deutsche Nationalver-
sammlung nannten. Die bestimmten dann, daß der König
von Preußen deutscher Kaiser sein sollte, und machten über-
haupt eine recht schöne „Verfassung“, in der ganz genau stand,
was jeder für Rechte hätte und was alle machen müßten,
wenn das deutsche Reich gut eingerichtet werden sollte. Und
nun wäre vielleicht alles gut geworden, wenn nicht zum Re-
gieren zweierlei gehörte: Erstens, daß man befehlen kann, und
zweitens, daß man die Anderen zwingen kann, den Befehlen
zu gehorchen. Und der Frankfurter Nationalversammlung
gehorchte leider Niemand. Der König von Preußen wäre
wohl gern deutscher Kaiser geworden; aber die anderen deutschen