Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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gab zwar nie vollständig Krieg, aber es war immer dicht daran, 
daß der Krieg anbrach, und so mußten immer wieder Reser- 
visten und Landwehrleute zur Fahne gerufen werden, wenn sie 
kaum erst nach Hause geschickt worden waren. Dann mußten 
sie gleich wieder weg von ihren Frauen und Kindern, und 
die anderen, die gar keine Soldaten geworden waren, lachten 
sie aus. Da hätten die braven Landwehrleute manchmal 
gern zu den andern gesagt: „Nun geht ihr mal zur Fahne 
und laßt uns zu Hause bleiben“, aber das ging doch 
nicht, denn die anderen waren ja nicht als Soldaten aus- 
gebildet; die konnte der König gar nicht brauchen. Das war 
also eine Einrichtung, die früher einmal sehr gut gewesen 
war, die aber im Laufe der Zeit gerade ungerecht geworden 
war. Ungerechte Einrichtungen aber sind das schlimmste, 
was es gibt. 
Da machte nun der Prinz-Regent einen Vorschlag, den 
er sich wohl und gründlich überlegt hatte, und der die ganze 
Ungerechtigkeit wegräumte und außerdem die ganze Armee 
viel stärker machte. Er sagte: „Wir müssen mehr Regimenter 
haben, etwa noch einmal so viel, wie wir haben; und dann 
müssen wir jährlich nicht 40000, sondern wenigstens 60000 
Rekruten (junge Soldaten) ausheben. Wenn uns dann wieder 
ein Feind bedroht, dann haben wir die neuen Regimenter, 
um sie mit an die Grenze zu stellen; wir brauchen also nicht 
immer gleich die armen Landwehrleute zur Fahne zu rufen. 
Die sparen wir uns auf, bis einmal wirklich ein ernstlicher 
Krieg kommt. Wenn der aber kommt, dann haben wir ein 
viel stärkeres Heer als früher und brauchen uns vor keiner 
Macht der Erde zu fürchten. Wenn wir eine solche Armee 
haben, wie ich sie vorschlage, dann braucht Preußen nicht 
mehr aus Angst vor anderen zu unterlassen, was es gern tun 
möchte.“ Er dachte dabei daran, daß Preußen die Führung 
von ganz Deutschland übernehmen sollte.
	        
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