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Heute weiß nun jeder, daß die Einrichtung nötig war;
denn jetzt besteht sie seit recht langer Zeit, und ohne die
Einrichtung hätten wir nicht soviel Feinde besiegt und hätten
immer noch kein Deutsches Reich. Damals aber war es etwas
neues, und nicht alle waren damit einverstanden.
Die Heeresreform und die Abgeordneten.
Nun sollten zum ersten Mal in einer sehr wichtigen
Sache die neuen Ratgeber des Landesherrn zeigen, was sie
konnten; die Abgeordneten mußten gefragt werden, weil doch
die neuen Regimenter Geld kosteten. Sollten doch so viel mehr
Soldaten Nahrung, Kleidung, Obdach und Waffen haben;
und Offiziere waren doch auch dazu nötig, und die mußten
doch auch Gehalt bekommen. Der Prinz-Regent glaubte, die
Abgeordneten würden sich freuen, daß die Landwehrleute nicht
immerfort eingezogen werden sollten. Aber die Abgeordneten
freuten sich nicht darüber, oder wenn sie sich freuten, so sagten
sie es nicht. Sie hatten nämlich etwas ganz anderes im
Sinne. Sie glaubten, daß sie nicht Ratgeber des Landes-
herrn, sondern daß sie selber die eigentlichen Landesherren
wären, und daß eigentlich der König und der Prinz-Regent
ihnen gehorchen müßten. Denn Preußen hatte ja auch seine
kleine Revolution gehabt, und da dachten sie, alles, was vor
der Revolution gewesen sei, das gelte nichts. Den König
hätte man damals nicht gerade wegjagen wollen, weil er
weiter nichts Schlimmes angestellt hätte; aber zu sagen sollte
er nichts mehr haben; er sollte nur tun dürfen, was die Ab-
geordneten wollten. Ja, sie wollten sogar, der Landesherr
sollte sich zu seinen obersten Ratgebern, zu Ministern, nicht