da hatten sie sich doch sehr in den Deutschen verrechnet. Nicht
nur der Norddeutsche Bund, alle Süddeutschen erklärten sofort,
daß sie als treue Verbündete mit Preußen ins Feld ziehen
würden; ganz Deutschland stand gegen Frankreich. Da half
den französischen Soldaten alle Tapferkeit nichts; die Deutschen
waren ebenso tapfer, und weil die preußische Heeresreform durch-
geführt war, hatten sie viel mehr Soldaten als die Franzosen.
So wurde denn in kurzer Zeit das französische Heer geschlagen
und gefangen genommen; Napoleon selber ergab sich, wie ihr
schon oft gehört habt, am 2. September 1870 mit seinem ganzen
Heer bei Sedan.
Da traf ihn Bismarck wieder, den er früher gut gekannt
hatte; Bismarck war 1862 preußischer Gesandter bei Napoleon
gewesen. Napoleon hatte wohl gemerkt, daß Bismarck ein
sehr begabter Mann war; aber er glaubte nicht, daß er etwas
durchsetzen würde. „Der Mensch ist nicht ernst zu nehmen,“
sagte er von Bismarck. Nun sah er aber, wie ernst Bismarck
zu nehmen war.
Die Franzosen richteten sich nun rasch eine Republik ein
und meinten, nun müßten die Deutschen wieder nach Hause
gehen, denn nur Napoleon hätte mit ihnen Krieg geführt und
nicht Frankreich. Aber da kamen sie schön an. „Das könnte
euch so gefallen,“ sagten die Deutschen; „ihr macht es wie
jener Narr, der gehauen werden sollte, weil er einen anderen
mit einem Stock geschlagen hatte. Der sagte: „Hier ist der
Stock, der hat gehauen; der muß auch die Hiebe haben; ich
habe gar nichts getan“ — Erst fangt ihr Krieg an, und wenn
ihr besiegt werdet, jagt ihr einfach eure Regierung weg, und
dann sollen wir nach Hause gehen und euch alles wiedergeben,
was wir erobert haben? Und wenn wir zu Hause sind, dann
fangt ihr wieder an, und wenn wir dann wieder gesiegt haben,
dann schickt ihr eure neue Regierung auch weg und sagt, die
wäre schuld gewesen, und dann können wir wieder nach Hause
Otto, Fürst Bismarcks Lebenswerk. 5