Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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„Preußen stimmt für den Antrag“ oder, wenn er bayrischer 
Bevollmächtigter ist: „Bayern stimmt für den Antrag;“ und 
dabei gilt Preußens Stimme für 17 Stimmen, Bayerns für 6, 
Sachsens für 4, Württembergs für 4, Badens für 3, Hessens 
für 3, Mecklenburg-Schwerins für 2 und Braunschweigs für 
2 Stimmen; jedes andere deutsche Land hat nur eine Stimme. 
Nun muß doch immer erst das preußische Ministerium beraten, 
wie die preußischen Stimmen abgegeben werden sollen, und 
ebenso das bayrische u. s. w. Wenn da nun noch ein Reichs- 
ministerium von zehn oder zwölf Ministern säße, dann würde 
die Beraterei gar kein Ende nehmen. Darum wurde nur der 
einzige Minister angestellt und Reichskanzler genannt. 
Damals und noch lange Zeit nachher sagten alle Leute: 
„Da sieht man, wie Fürst Bismarck nur für sich gearbeitet hat. 
Die Reichskanzlerstelle hat er doch eigens nur für sich selber 
zurechtgemacht, damit er alles allein zu sagen hat. Wenn er 
einmal nicht mehr Minister ist, dann wird man doch sicher 
gleich mehrere Minister anstellen.“ Aber wie Fürst Bismarck 
nachher zurücktrat, da dachte kein Mensch daran, neue Minister- 
stellen einzurichten; da sah man wieder einmal ein, daß es so, 
wie er es gemacht hatte, am besten war. 
Das ist in vielen Dingen so gewesen und wird noch in 
manchen Dingen so sein. Denn wenn jemand auf einen hohen 
Berg hinaufsteigt, dann kann er viel weiter sehn, als die Leute 
im Tale, auch wenn sie alle auf die Kirchtürme klettern und 
die Hälse hochrecken. Und wenn jemand durch große Taten 
über seine Mitmenschen emporgestiegen ist, dann kann er auch 
weiter sehn, als alle, die mit ihm gemeinsam gelebt und ge- 
arbeitet haben, wenn sie auch so hoch geklettert sind, wie es 
jedem Einzelnen möglich ist. Und wer so weit fehen will, wie 
der auf dem Berge, der muß auf einen ebenso hohen Berg 
klettern; und wer denselben Überblick haben will, wie ein Mann, 
der sich durch große Taten emporgehoben hat, der muß ebenso
	        
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